Mit der Romance „Un jour dans les flots“ stimmten Brigitte Geller und Katherine Lerner die Besucher des SF auf die bevorstehende Premiere von Le Prophète ein (Oper in 5 Akten von Giacomo Meyerbeer, Libretto: Eugène Scribe und Emile Deschamps).
Moderator und Dramaturg Christoph Blitt erläuterte zu Beginn Aufstieg und Fall der sozialrevolutionären (Wieder-)Täuferbewegung, die den historischen Hintergrund der Opernhandlung bildet.
Bei dieser – allerdings keineswegs homogenen Gesellschaft – handelte es sich um zum Teil sehr radikale reformistische Gruppen, deren namengebendes Merkmal die Ablehnung der Kindertaufe und die (alleinige) Einführung der Erwachsenentaufe war. Weitere Anliegen waren die Enteignung der Reichen und die Zulassung der Vielehe. In Münster (Westfalen), wo das Täuferreich unter „Täuferkönig“ Jan von Leiden eine Blütezeit erlebte, fand dieses im Jahr 1535 ein jähes Ende. Die drei Anführer, unter ihnen Jan van Leiden, wurden zu Tode gefoltert und deren Leichnam zur Abschreckung der Bevölkerung in eisernen Körben an den Kirchturm gehängt, wo die Täuferkörbe auch heute noch (allerdings ohne Leichen und ohne Knochenreste) zu besichtigen sind.
Von den Protagonisten der Oper sind Jan van Leiden und Jan Matthys historisch belegt, die anderen Opernfiguren wie auch die Handlung sind frei erfunden. Insbesondere hat das äußerst pessimistische Weltuntergangsszenarium am Ende der Oper in dieser Form nicht stattgefunden.
Meyer Beer (wie er ursprünglich geheißen hat) wurde am 5.9.1791 als Sohn jüdischer Eltern in Vogelsdorf bei Berlin geboren und schon früh zu einem erfolgreichen Pianisten ausgebildet. Sein Kompositionsstudium führte ihn unter anderem nach Darmstadt zu Abbé Vogler, wo Carl Maria von Weber einer seiner Mitschüler war. In dieser Zeit zog er seine beiden Namen zusammen zu Meyerbeer und fügte den Vornamen seines Vaters Jakob hinzu, woraus nach einem längeren Italienaufenthalt die italienische Form Giacomo wurde. In Paris wandte er sich vermehrt der Großen Oper mit zum Teil langen Balletteinlagen zu. Hier entstand auch die auf dem historisch nachweisbaren Gemetzel in der Bartholomäusnacht des Jahres 1572 basierende Oper Les Huguenots. 1842 wurde Meyerbeer zum Generalmusikdirektor der Berliner Oper ernannt. In seinen letzten Jahren, die er abwechselnd in Paris und Berlin verbrachte, wandte er sich vermehrt der Komischen Oper zu. Meyerbeer starb am 2.5.1864 in Paris, wo eine Trauerfeier veranstaltet wurde. Seine Leiche hingegen wurde nach Berlin überführt und auf dem jüdischen Friedhof bestattet.
Das Produktionsteam Markus Poschner (musikalische Leitung), Alexander von Pfeil (Regisseur), Piero Vinciguerra (Bühnenbildner) und Katharina Gault (Kostümbildnerin) erläuterten die Besonderheiten der Linzer Aufführung. Als musikalische Kostproben wurden uns noch das Arioso der Fidès „Ah! mon fils!“ von Katherine Lerner und zum Abschluss die Hymne triomphal des Jean „Roi du Ciel“ von Jeffrey Hartmann serviert, am Klavier begleitet von Jinie Ka. Seien wir also gespannt auf diese pessimistisch erscheinende Oper oder gibt es vielleicht letzten Endes doch eine grüne Pflanze als Zeichen der Hoffnung? – Lassen wir uns überraschen!
Irene Jodl
Fotos: Manfred Fleckenstein