Am Beginn des SF am 6.4.2025 begrüßte „Freunde“- Präsident Peter Rieder die am SF Mitwirkenden sowie das Publikum und wies darauf hin, dass sich dieses SF dem Musical Rent widmet, einem Musical, das allerdings nicht im Musiktheater, sondern im Schauspielhaus aufgeführt wird, und übergab die Moderation des SF an Dramaturg Arne Beeker. Als erste musikalische Kostprobe erlebten wir das Lied „Seasons of Love“, dargebracht von Christian Fröhlich, Karsten Kenzel, Valerie Luksch, Astrid Nowak, Lukas Sandmann, Lynsey Thurgar und Enrico Treuse. Es ist dies ein Lied, das im Musical am Beginn des 2. Aktes gesungen wird, jedoch die Handlung nicht vorantreibt, sondern über die Frage reflektiert, wonach man ein Jahr des Lebens – im Mittelpunkt stehen an Aids erkrankte Personen – messen sollte, etwa in Minuten oder vielmehr in „Seasons of Love“. Der Komponist Jonathan Larson orientierte sich bei seinem Musical an Puccinis 1896 uraufgeführter Oper La Boheme, lässt seine Handlung aber nicht im Paris der 1830er Jahre, sondern im New Yorker East Village der 1980er Jahre spielen. Genau 100 Jahre nach der Uraufführung von La Boheme fand die Premiere des Musicals statt und wurde als revolutionär empfunden. In beiden Werken geht es um Leiden und Leben junger armer Künstler. In Rent sind sie an Aids erkrankt, bei Puccini war es Tuberkulose. Die in Larsons Musical an HIV erkrankte Tänzerin Mimi entspricht der an Tuberkulose erkrankten Mimi bei Puccini. Der Songwriter Roger Davis ähnelt dem Poeten Rodolfo, der Filmemacher Mark Cohen dem Maler Marcello. Parallelen zwischen beiden Werken gibt es musikalisch unter anderem bei dem Song „Light My Candle“ (Feuer für die Kerze), den uns Valerie Luksch und Karsten Kenzel einfühlsam präsentierten.
Jonathan Larson ließ in sein Musical Rent viele Elemente des eigenen Lebens einfließen. Ideengeber für das Werk war Billy Aronson, der eine moderne Adaption von La Boheme schaffen wollte und dafür einen Komponisten suchte. Die beiden schrieben etwa drei Songs gemeinsam, danach arbeitete Larson alleine weiter und fand als erste Produktionsstätte den New York Theatre Workshop. Am Nederlander Theatre Broadway gehörte das Werk zu den erfolgreichsten Stücken. Larson starb am 25.1.1996, dem Tag der Premiere kurz davor im Alter von 35 Jahren. Regisseur Michael Streif ist es zu verdanken, dass das Werk trotzdem aufgeführt werden konnte.
Nach dem Lied „Mit Liebe bedeck ich dich“, gesungen von Christian Fröhlich und Lukas Sandmann berichteten Erik Pfefferkorn und Ingrid Neumeier von der Aidshilfe Oö. vom Umgang mit dieser Krankheit, die man heute zwar medizinisch schon gut im Griff hat, bei der menschlichen Bewältigung jedoch nach wie vor Probleme bestehen. Es gelte, ein zeitgemäßes Bild von Aids zu entwickeln und zu vermitteln.
Waren die bisher gehörten musikalischen Darbietungen eher balladenartiger Natur, erlebten wir mit dem Song „Das, was du hast“, gesungen von Karsten Kenzel und Enrico Treuse packende Rockmusik.
Danach gaben Schaulspieldirektor David Bösch (Regie), Raban Brunner (Musikalische Leitung) und Hannah Moana Paul (Choreografie) Einblick in die Linzer Inszenierung. Das Besondere am Musical Rent sind Emotionen und Leidenschaft, die viel Kraft erfordern. Trotz ihrer schweren Erkrankung verstehen es die Figuren des Stückes, das Leben zu feiern und Mitgefühl zu wecken. Anhand verschiedener Modellfotos sahen wir das Bühnenbild, die auf der Drehbühne angeordneten verschiedenen Wohnungen, in denen das Stück spielt. Die verwendeten Kostüme spiegeln das Leben der Figuren wieder wie etwa bei Marc seine zerrüttete Kindheit. Das Musical stellt besondere Anforderungen betreffend Choreographie, Staging, Kommunikation und Präsentation unterschiedlicher Charaktere während des gesamten Stückes. Das Besondere am Schauspielhaus als Spielstätte ist die Nähe zum Publikum. Es gibt keinen Orchestergraben, die Band spielt auf der Bühne. Als musikalischen Abschluss des SF präsentierte uns das Ensemble, am Klavier wie auch zuvor begleitet von Raban Brunner, das „Finale B“ des Musicals.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein

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