Opernraritäten heben, vergessene Komponisten wieder in ins Bewusstsein rücken, hier leistet das Landestheater immer wieder wertvolle Beiträge, sei es bei Oper am Klavier oder bei der aktuellen Opernproduktion „Die Heilige Ente“ von Hans Gál in einer gekürzten Bearbeitung für Kammerorchester von Rainer Schottstädt (2003).
Am 10. Dezember 2024 waren die „Freunde“ exklusiv zur Bühnenorchesterprobe von „Die Heilige Ente“ eingeladen. Der Leitende Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt skizzierte in seiner Einführung das Leben und das wechselvolle Schicksal des Komponisten und gab dann in gewohnt launiger Manier eine verständliche Einführung in die einigermaßen verwirrende Handlung. Von Regisseur und Leiter des Oö. Opernstudios Gregor Horres erhielten wir Einblicke in seine Auslegung des Stoffes und die Grundzüge seiner Umsetzung.
Hans Gál (1890-1987) erlebte die gesamte Entwicklung der Neuen Musik, schloss sich jedoch keiner bestimmten Stilrichtung an, sondern besticht durch Klarheit und Originalität. Er erlitt das Schicksal vieler Künstler seiner Zeit. Nach ersten Erfolgen verhinderte der 1. Weltkrieg das weitere Aufstreben. Später in Deutschland gelang ihm 1923 mit „Die Heilige Ente“ ein Triumph, doch weitere Erfolge blieben ihm nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten aufgrund seiner jüdischen Abstammung verwehrt.
„Die Heilige Ente“, eine Märchenoper angesiedelt in China, ist auf den ersten Blick ein munteres Spiel um eine entlaufene Ente und daraus entstehende Verwicklungen, samt Eingriffen von göttlicher Seite. Doch wie so oft im Märchen verbergen sich hinter der heiteren Fassade grausame Abgründe. Geringfügige Anlässe führen zu Konflikten, zu Gewalt und Androhung drakonischer Strafen. Die Handlung liefert durchaus Denkanstöße zu Macht und ihren Strukturen.
Nach der aufschlussreichen Einführung begaben sich die Probenbesucher in die Blackbox, wo sie zwei von drei Akten verfolgen konnten. Auf der Bühne dominieren drei große weiße Ringe, darin baumeln Schaukeln, auf denen zu Beginn drei gelangweilte Götter Platz nehmen. Das irdische Geschehen spielt sich auf einer welligen roten Fläche ab, die als eine Andeutung des heiligen Bezirks verstanden werden kann. Offensichtliche chinesische Bezüge sucht man beim Bühnenbild, wie von Gregor Horres angekündigt, vergebens.
Die titelgebende Ente ist eine bezaubernde, mit ihrem bekümmerten Ausdruck fast ein wenig Mitleid erregende Puppe. Dank der Einführung gelingt es überraschend gut, der Handlung zu folgen. Das ist auch der Textdeutlichkeit der hervorragenden SängerInnen geschuldet. Martin Achrainer, die Mitglieder des Opernstudios und Studierende der ABPU agieren mit großer Spielfreude, sie meistern sowohl gesanglich als auch darstellerisch die vielfältigen Anforderungen, die dieses Stück stellt.
„Der Kuli wird geköpft“, dieses wie ein harmloser Kinderreigen anmutende Lied, das sich durch die Oper zieht, ist im Grunde ein grausames Ergötzen an einem Schicksal, das zum Glück einen anderen trifft. Heitere Szenen münden in Gewalt, die Götter stehen den Irdischen nicht nach, eine große Axt schwingend setzen sie den zu ihrem Amüsements ausgeheckten Plan, die Hirne der Menschen zu vertauschen, um.
Die Musik überrascht mit erstaunlicher Klangschönheit, man glaubt bekannte Melodien zu erkennen, zuweilen erklingen Töne, die das exotische Umfeld betonen. Die musikalische Leitung liegt in den bewährten Händen von Kapellmeister Ingmar Beck, der die Probe mit viel Elan leitete.
Ein rasantes Spiel, in einer von drei Stunden auf eine Stunde gekürzten Fassung, die den Zusehern Kurzweil mit Tiefgang zu einer wunderbaren Musik bietet.
Ulrike Skopec-Basta
FotografInnen: Jürgen Basta, Petra Moser

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