Come on, I’m talking to you heißt es im Song Shout von Tears for Fears, einer britischen Pop-Gruppe der 1980er, deren Musik Starchoreograf Emanuel Gat für seine Schöpfung Lovetrain 2.0 gewählt hat.
Und so könnte man auch die Einladung von Tanzdirektorin Roma Janus übertiteln, die die Freunde des Linzer Musiktheaters zu einem exklusiven Probenbesuch am 16.10.2024 empfing. In ihrer Einführung bot uns Roma Janus eine Fülle von interessanten Informationen zum Choreografen, zum Stück und seiner Entwicklung mit TANZ LINZ.
Emanuel Gat, geboren in Israel, studierte Musik mit dem Berufsziel Dirigent. Nach dem Besuch eines Tanzworkshops verwarf er diesen Berufswunsch und wandte sich dem Tanz zu. Seit 1994 arbeitet er als freier Choreograf, 2004 gründete er seine eigene Kompanie, mit der er zahlreiche renommierte Preise errang.
Die Arbeit mit TANZ LINZ ist nicht seine erste Arbeit als Gastchoreograf, er erhält regelmäßig Aufträge, für Tanzkompanien zu choreografieren, ua. für das Ballett der Pariser Oper, der Oper Berlin, des Nationaltheaters Prag uvm. Bei seinem ersten Besuch im Musiktheater vor einem Jahr war Emanuel Gat beeindruckt von der Größe der Bühne und hatte die Idee, sein Stück Lovetrain 2.0, das 2020 beim Festival Montpellier Danse in Chaillot Premiere hatte, erstmals mit einer fremden Kompanie einzustudieren. Die Choreografie in Linz ist völlig neu, Gat begann bei Null und entwickelte mit TANZ LINZ eine eigene Version. Er lässt den Tänzern Freiheiten, leitet sie nur an und fühlt sich als deren Wegweiser. 14 Mitglieder von TANZ LINZ tanzen zur Handschrift von Emanuel Gat in ihrer eigenen Sprache, inspiriert durch die Kraft der Musik von Tears for Fears. Es wird keine Geschichte erzählt, sondern es werden uns alle berührende Themen verhandelt, wie Hoffnung, Liebe oder einfach das Leben zelebrieren.
Die Kostüme stammen von Thomas Bradley, der selbst 7 Jahre Tanzerfahrung hat. Gemeinsam mit den Tänzern und den MT-Werkstätten entstanden barock anmutende Kostüme, Kunstwerke, die sich den Bewegungen anpassen. Die Bühne wird durch Gassen und Lichteffekte ohne Einsatz von Videos gestaltet.
Bei der Probe im Großen Saal wurde eindrücklich demonstriert, was uns Roma Janus in ihrer Einführung beschrieben hatte. Die Tänzer agieren, probieren mitunter neue Bewegungen aus, diskutieren untereinander über eine optimale Umsetzung. Emanuel Gat lässt es zu und greift nur mit knappen Anweisungen in den Ablauf ein: „Keep moving, stand still, take Your time.“ Er spart auch nicht mit Anerkennung: „Really good, very good.“ Zu unser aller Erstaunen erklingt nicht die Musik von Tears for Fears, sondern verschiedene Stücke von klassisch bis Fado. Es werden auch Tempi angepasst, die Tänzer werden veranlasst, schneller oder langsamer als gewohnt zu tanzen. Das erläutert uns Emanuel Gat in einer Pause. Die Tänzer haben das Stück zu Beginn der Proben zur Originalmusik getanzt. Um zu verhindern, dass die Bewegungen zur Routine werden, wird mit anderer Musik und anderen Tempi geprobt.
Dann wurde uns noch eine Probe mit Originalmusik geboten, selbe Szene, ebenso wunderbare Bewegungen und doch ganz anderer Eindruck. Die Tänzer fließen ineinander, lösen sich, formieren sich zu Gruppen, die im Takt der Musik fast diskomäßig tanzen, dazwischen hervorragende Soli, alles zum wuchtigen Sound von Shout. Manchmal möchte man zu diesem Ohrwurm mitshaken, aber angesichts der Perfektion von TANZ LINZ bleibt es beim vorsichtigen Mitwippen. Die Tänzer verströmen Begeisterung und Freude, ihre Arbeit mit Emanuel Gat hat TANZ LINZ wieder einen Schritt in ihrer großartigen Entwicklung weitergebracht.
Ulrike Skopec-Basta
Fotografen: Fleckenstein, Philip Brunnader
Konzerte, Reisen, etc.
Il Viaggio (Die Reise) – Probenbesuch
Traumatisierung, Isolation, Tod und Befreiung sind die tragischen Themen, die sich durch Il Viaggio ziehen. Premiere der Uraufführung der beiden Operneinakter von Alois Bröder, Das Licht vom anderen Haus und Die Reise ist am 19.10.2024 Read more…