Präsident Rieder begrüßte am 8.9.2024 die Besucher zu einem interessanten, mit vielen musikalischen Gustostücken untermalten SF zu Mozarts Großer Oper Die Zauberflöte (Text von Emanuel Schikaneder) und wies darauf hin, dass diese ihre Linzer Erstaufführung bereits am 25.8.1793 im Redoutensaal feiern konnte.
Martin Schönbauer, Dramaturg und Moderator des SF, erläuterte die Handlung, und bei dem Lied „Bei Männern, welche Liebe fühlen“ gesungen von Martin Achrainer (Papageno) und Fenja Lukas (Pamina) gewannen wir auch einen ersten musikalischen Vorgeschmack auf die bevorstehende Premiere.
Danach präsentierte Schönbauer mit vielen Bildern die Geschichte, den Bau und die Ausstattung des Freihaustheaters Wien, wo am 30.9.1791 die Uraufführung der Zauberflöte stattfand. Das Freihaustheater oder Theater auf der Wieden wurde 1787 gegründet und gehörte, da es außerhalb der Stadtmauern Wiens lag, zu den sogenannten Vorstadttheatern. Nach Errichtung des nahe gelegenen Theaters an der Wien wurde das Freihaustheater zu einem Gebäude mit Mietwohnungen umgebaut und später abgetragen. Bekannt ist auch das kleine Gartenhäuschen, das neben dem Freihaustheater stand und in dem Mozart Teile der Zauberflöte komponiert haben soll. Dieses legendenumwobene „Zauberflötenhäuschen“ wurde später von der Stiftung Mozarteum erworben und befindet sich heute in Salzburg.
Nachdem der verliebte Tamino (SeungJick Kim) mit dem Lied „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“ uns seine Liebe zu Pamina gestanden hatte, bat Schönbauer den musikalischen Leiter der Aufführungen Ingmar Beck, den für die Inszenierung Verantwortlichen François De Carpentries und die für Bühne und Kostüme zuständige Karine Van Hercke auf die Bühne und besprach mit ihnen das Linzer Konzept. Wesentlich für die Gestaltung der Aufführung sei, dass Mozart und Schikaneder sich als Freimaurer, Intellektuelle und Genies auf einem hohen künstlerischen Niveau trafen, andererseits aber als Kumpel auch gerne einmal tranken. So stellt die Oper eine Mischung aus Märchen, Aufklärung und Humanismus, aber auch Phantasie und Moderne dar. Allerdings lebten Mozart und Schikaneder noch in einer Welt, die zwischen Mann und Frau geteilt war, somit in einer Gesellschaft, die so nicht mehr besteht. De Carpentries ging, was das Libretto betrifft, mit dem Text respektvoll um, versuchte aber ein modernes Stück zu schaffen, in dem Männer und Frauen gemischt auftreten, zusammen singen und auf gleiches Niveau gebracht werden. Ingmar Beck gab zu bedenken, dass die Musik bereits 300 Jahre alt ist, damals andere Aufführungspraktiken sowie andere Instrumente, andere Saiten und Bögen mit anderen Rundungen bestanden. Die heute zur Anwendung kommenden Spieltechniken erlauben beispielsweise ein anderes Vibratospiel. Dabei gilt es zu bedenken, dass die Musik stets die Handlung unterstützen solle.
Bezüglich Ausstattung wurde auf den kindernahen Charakter des Naturmenschen Papageno Bedacht genommen. Alle vier Protagonisten machen im Laufe der Oper eine Reise durch. Sie haben als noch nicht Erwachsene Teenager Prüfungen zu bestehen und sind am Ende des Stückes erwachsene Menschen. Bei diesem Entwicklungsprozess spielen Symbole eine besondere Rolle, die in einer „Schule für Toleranz“ das Zusammenleben in Frieden vermitteln sollen. Beim musikalischen Abschluss des SF durften wir uns mit Papageno (Martin Achrainer) und Papagena (Tina Josephine Jaeger) freuen, die sich gefunden haben und in dem Lied „Pa-Pa-Pa-Pa“ ihre Familienplanung beschließen. Am Klavier wurden alle Mitwirkenden begleitet von Eunjung Lee.
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein / PR
Categories: SonntagsFoyer