Das SF am 26.11. widmete sich der bevorstehenden österreichischen Erstaufführung des Musicals Tootsie (Musik von David Yazbek, Buch von Robert Horn), basierend auf dem gleichnamigen Film mit Dustin Hoffman.
Produktionsleiter Dr. Arne Beeker gab zu Beginn einen Überblick über den Film sowie über die Entstehungsgeschichte und den Inhalt des Musicals. Michael Dorsey ist ein erfolgloser Schauspieler und besitzt einen nicht gerade einfachen Charakter. In seiner Verzweiflung spricht er als Frau verkleidet in einem Musical-Casting vor und bekommt tatsächlich als „Dorothy Michaels“ die Rolle der Amme in einer Musical-Adaption von „Romeo und Julia“. Doch das ist nicht die Lösung des Problems, sondern damit fangen sie erst an. Um die Rolle der Amme hat sich nämlich auch Michaels neurotische Freundin Sandy beworben. In den Proben trifft er auf Julie, die die Julia verkörpert, und verliebt sich als Michael Dorsey/Dorothy Michaels in sie.
Das Musical wurde 2019 uraufgeführt. Die deutschsprachige Erstaufführung fand 2022 in München statt. In dem 1982 erschienenen Film Tootsie spielt Dustin Hoffman die Hauptrolle und sah den Inhalt keineswegs als nur komödiantisch, sondern wesentlich komplexer mit Fragen multipler Identitäten. Regie führte Sydney Pollack, ein Vertreter von Lee Strassbergs „method acting“ (Schauspielunterricht aufbauend auf einer Psychologie der Imagination und Konzentration mit Entspannungs- und Erinnerungsübungen).
Nach einer musikalischen Kostprobe von Publikumsliebling Gernot Romic, der sich mit dem Lied „Sprich zu mir, Dorothy“ als Michael Dorsey/Dorothy Michaels überzeugend vorstellte, begrüßte Arne Beeker als Gesprächspartner Regisseur Ulrich Wiggers und Choreographin Kati Heidebrecht auf der Bühne. Sie berichteten, wie es ihnen bei der Umgestaltung der filmischen Komödie in ein Musical ging, einem Stück, das überaus humorvoll ist, aber doch die aktuelle Diskussion des Spektrums der geschlechtlichen Diversität zum Inhalt hat. Das Bemerkenswerte an Michael Dorsey ist, dass er es sofort schafft, Frau zu sein und als solche beim Casting zu überzeugen. Und das sogar besser als seine neurotische weibliche Freundin Sandy, die anschließend mit dem Lied „Ich weiß doch, was passier´n wird“ ihr Leid gefühlsbetont klagt, gesungen von Celina dos Santos.
Danach unterhielt sich Beeker mit dem musikalischen Leiter der Produktion Juheon Han, der die Interpreten beim SF auch am Klavier begleitete. Er berichtete von den großen Herausforderungen, mit denen die Musiker des BOL konfrontiert sind, müssen sie doch dabei unterschiedlichste Songs in gänzlich unterschiedlichem musikalischem Stil interpretieren. Die Herausforderung für den Sänger von Michael Dorsey besteht darin, dass er sowohl als Mann als auch als Frau überzeugen muss.
Nach dem Lied „Jeff fasst zusammen“, ausdrucksstark dargeboten von Karsten Kenzel und Gernot Romic, gewährten uns Bühnenbildner Leif-Eric Heine und Kostümbildner Franz Blumauer Einblicke in ihre Arbeit. Wir sahen ua. das Restaurant „Knochenbruch“, in dem Michael und Jeff arbeiten, das Appartement, in dem sie wohnen, und die Bar, in der Julie singt. Wir erfuhren auch Faszinierendes über die kreative Detailarbeit und sahen einige Gegenstände des Detailentwurfes. Als musikalischen Abschluss hörten wir „Und da war John“, beeindruckend dargebracht von Sanne Mieloo und Gernot Romic.
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein
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