Endlich wieder wie früher!
David Wagner stimmte am 20. Mai 2022 im Ursulinensaal die Besucher mit einer heiteren Ouverture aus „eigenem Anbau“, von ihm am Klavier vorgetragen, auf den Abend ein.
Nach dieser musikalischen Einleitung begrüßte Präsident Rieder sehr herzlich die Mitglieder des Vereins, den Ehrenpräsidenten LH aD. Dr. Josef Pühringer, die Ehrengäste, die Mitglieder des Vorstandes, des Beirats und die MitarbeiterInnen des Vereins. Er betonte, wie sehr ein Verein vom Zusammenhalt und gemeinsamen Erlebnissen lebt und hoffte, dass dies ab nun weiterhin ohne Einschränkungen möglich sein wird.
In seiner Videobotschaft strich LH Mag. Thomas Stelzer die hervorragende künstlerische Arbeit am Musiktheater hervor, die jegliche Form der Unterstützung verdient. Er dankte allen im Verein tätigen MitarbeiterInnen, dass sie als ehrenamtliche BotschafterInnen die Kunde vom hervorragenden Einsatz aller am Musiktheater Tätigen in die Welt hinaustragen. Präsident Rieder dankte LH Mag. Thomas Stelzer für seine Wertschätzung.
In Bezug auf die Zeit, in der das „Lebensmittel“ Kultur extrem rationiert war, wie es Präsident Rieder treffend formulierte, präsentierte Intendant Schneider Erkenntnisse über die Bedeutung des Live-Erlebnisses in der Kultur.
Von den sechs Spielzeiten als Intendant des Landestheaters waren drei von der Pandemie geprägt, resümierte der Intendant. Anhand der „triadischen Kollusion“ beschrieb er die Sinnlosigkeit, wenn zwar das Werk eines Komponisten oder Autors durch Aufführende zum Leben erweckt wird, aber der 3. Faktor, das Publikum, als emotionaler Resonanzraum fehlt. Er verglich seine Situation mit Ludwig II., der in seinen Privatgemächern völlig allein Aufführungen verfolgte, zitierte Max Reinhardt, der sich die Kindheit in die Tasche gesteckt hatte und so ein Leben lang damit spielen konnte, erinnerte an die Aufführungen vor einem maskierten Publikum, die Carlo Goldonis Verkehrter Welt entsprechen und bekannte, dass er nach all der vergeblichen Liebesmüh, Albert Camus nicht folgen kann, der einen glücklichen Sisyphos beschreibt. Die bereichernde Erfahrung aus den drei Jahren war bei aller Frustration, die Erkenntnis, was es bedeutet für ein Publikum da zu sein.
In seinen sehr persönlichen Anmerkungen zum Krieg in Europa bedauerte er die damit einhergehende Intoleranz, Missgunst und Ideologisierung, die russische Künstler, aber auch russische Kultur, Musik und Literatur mit einem Bannfluch belegen. Er rechtfertigte die Auswahl russischer Werke in der nächsten Spielzeit, auch aus der Überzeugung, dass man mit Kunst Monster besänftigen und Schmerz heilen kann und dazu gleichermaßen russische Komponisten beitragen.
Intensiver Applaus zeugte von der Zustimmung des Publikums zu seiner eindringlichen Botschaft.
Das nächste Stück von David Wagner „Faad“ war eine humorvolle und fabelhaft vorgetragene Betrachtung über Fadesse, einen Zustand, der das Publikum an diesem Abend nicht befiel, auch dank der Darbietungen von David Wagner!
Schirmherr Chefdirigent Markus Poschner sandte eine Videobotschaft, aufgenommen kurz vor seinem Aufbruch nach Zürich, wo er die letzte Aufführung von „Arabella“ dirigierte. Mit Freude verfolgt er, wie sich Theaterräume und Konzerthäuser wieder mit Leben füllen und fiebert bereits der Uraufführung von „Unter dem Gletscher“ entgegen. Der krönende Abschluss der Saison ist das Open Air im Toscanapark Gmunden, das unter dem Leitstern Richard Tauber stehen wird.
Die Überleitung auf die nächsten musikalischen Beiträge war Zufall, hätte aber besser nicht sein können. Mit Schmunzeln verfolgten die Zuhörer, was sich David Wagner alles auf „Gmunden“ und „Traunsee“ zusammengereimt hat!
Ein Wechselbad der Gefühle war für Präsident Rieder der Rückblick auf das Vereinsjahr 2021/22, in dem zwar die Konzerte im Ursulinensaal durchgeführt werden konnten, die Adventkonzerte aber bereits zum zweiten Mal ausfielen und von den 9 SonntagsFoyers drei Lockdown- oder krankheitsbedingt nicht stattfinden konnten. 75 neue Vereinsmitglieder konnten den durch Alter und persönliche Umstände bedingten Abgang nicht ausgleichen, daher der Appell, im Familien- und Freundeskreis für den Verein zu werben.
Er richtete seinen herzlichen Dank an Reiseorganisator Prof. Richard Architektonidis, die FotografInnen, insbesondere Vereinsfotograf Manfred Fleckenstein, an alle VerfasserInnen von Beiträgen und Nachlesen in den Vereinsmitteilungen und an die ehrenamtlich tätigen Büromitarbeiterinnen, die den enormen zusätzlichen Arbeitsaufwand bravourös gemeistert haben.
Er informierte über die neuen Beiratsmitglieder Arne Beeker (Dramaturg und Produktionsleiter Musical), Sarah Bruderhofer (Stimmführerin Kontrabass im BOL), Roma Janus (künstlerische Leiterin der Sparte Tanz) und David Wagner (Sänger und Pianist, musikalischer Gestalter dieser Generalversammlung), und entschuldigte die neuen Beiratsmitglieder Gotho Griesmeier (Mitglied des Opernensembles) und Harald Wurmsdobler (Präsident des OÖ Chorverbandes).
Anschließend bedankte er sich bei Hans Lißberger, der mit Ende des vergangenen Jahres seine 12-jährige Präsidentschaft beim Linzer Konzertverein beendet hat, für die langjährige konstruktive und freundschaftliche Zusammenarbeit.
Bei einem vergnüglichen „Musikwissenschaftlichen Exkurs“ bot David Wagner dem Publikum eine Lösung für die Unstimmigkeit zwischen Text und Musik mehrerer europäischer Hymnen.
Finanzreferent Dr. Thomas Königstorfer präsentierte die Zahlen des Geschäftsjahres 2021 und dankte Finanzreferent-Stvin. Eva Nigl für ihre vorbildliche Arbeit, sowie den Rechnungsprüfern Hofrat DI Barth und OAR Klaus Kraml für ihren Einsatz. Die Rechnungsprüfer informierten über die Prüfung des Rechnungsabschlusses und bestätigten dem Verein eine einwandfreie Gebarung. Dem Antrag auf Entlastung des Finanzreferenten und Vorstandes stimmte die Generalversammlung einstimmig zu. Präsident Rieder bedankte sich im Namen des Vorstands für die Entlastung.
Hofrat DI Barth wandte sich an die Mitglieder, blickte auf 2006 zurück, als er von Dr. Ritschel gebeten wurde, provisorisch das verwaiste Amt des Rechnungsprüfers zu übernehmen. Aus dem Provisorium wurden 16 Jahre und bevor sich das Zahnrädchen im Räderwerk des Vereins zu sehr abnützt, übergibt er an Ing. Martin Schmidt, der sich umgehend bereit erklärt hat, die Aufgabe zu übernehmen. Präsident Rieder bezeichnete den immer bescheidenen Hofrat DI Barth als heimlichen Obmann, der unermüdlich Ideen, Anregungen und sein Wissen dem Verein zur Verfügung stellt und freute sich, dass er weiterhin als „Schreiberling“ tätig sein wird. Als Dank überreichte er eine Kunstfotografie der beiden Theaterhäuser von Peter Wurst.
Es folgte die Abstimmung über die Neufassung der Statuten (vorab im Vereinsbüro bzw. auf der Startseite der Vereinshomepage einsehbar). Die Anpassung der Statuten wurde einstimmig angenommen.
Zum nächsten musikalischen Beitrag wurde David Wagner in Italien durch ein Telefonat mit „Agatha da Catania“ inspiriert. Es gelang ihm das erstaunliche Experiment, das klassikverwöhnte Publikum zum Mitsingen zu animieren!
Nach dreijähriger Funktionsperiode stand die Neuwahl des Vorstandes und der Rechnungsprüfer an, die von Dr. Josef Simbrunner durchgeführt wurde.
Die Mitglieder des Vorstands und die Rechnungsprüfer laut dem aufliegenden Wahlvorschlag wurden einstimmig für die nächsten drei Jahre gewählt. Präsident Rieder bedankte sich für das Vertrauen und dankte den Vorstandsmitgliedern und Rechnungsprüfern, insbesondere dem neuen Rechnungsprüfer Ing. Martin Schmidt, dass sie mit ihm gemeinsam das Team für seine 4. Funktionsperiode bilden.
In der Uraufführung „Dazwischen“ von David Wagner erfuhren die Besucher, dass er alles liebt, auch das Dazwischen, wobei das letzte Dazwischen im Schlussakkord unterging und der Phantasie der Zuhörer überlassen blieb …
In der Vorschau auf das Vereinsjahr hielt Präsident Rieder fest, dass in den nächsten Jahren die Anzahl der Konzerte überdacht werden muss, da erhöhte Saalkosten finanziell zusätzlich belasten und als Folgewirkung der Pandemie die Besucherzahlen rückläufig sind.
Ehrenpräsident LH aD. Dr. Josef Pühringer, Mitglied und politische Kraft des Vereins folgte der spontanen Einladung von Präsident Rieder zu einem Rückblick auf 9 Jahre Musiktheater. Er begann mit einem herzlichen Dank an die „Riederei“ für ihren vorbildlichen Einsatz und an das ganze Team für das Engagement, hob sodann den internationalen Ruf des Musiktheaters hervor, der in 1. Linie der künstlerischen Leistung zu verdanken ist, denn das schönste Haus hätte nichts genutzt, wenn drinnen nicht erstklassige Qualität geboten wird und führte weiter aus, dass für Standortqualität Kultur ein wesentlicher Faktor ist. Für die Zukunft wünschte er weiter viele neue Ideen und Einfälle und dass die Oberösterreicher weiter so zu ihrem Theater stehen.
Rückblickend erinnerte Präsident Rieder an das zur Eröffnung des Musiktheaters von KR Franz Strandl gestaltete Gästebuch, das seitdem im Foyer aufliegt und Widmungen vieler prominenter Künstler beinhaltet. Mit einem Applaus bedankten sich die Besucher bei KR Franz Strandl für seine großartige Idee und die ausgezeichnete handwerkliche Umsetzung.
Da es keine weiteren Wortmeldungen gab, bedankte sich Präsident Rieder bei Pianist und Sänger David Wagner für die überaus amüsanten musikalischen Beiträge.
In seinem letzten Lied ersetzte David Wagner den allseits bekannten „Großvata“ von STS durch seine „Großmuatta“, die allerdings net obakumma soll, was angesichts seiner ironischen Schilderung durchaus nachvollziehbar wurde.
Die Besucher freuten sich über den endlich wieder möglichen gemütlichen Ausklang mit Buffet und die selbstgebackenen Kuchenspenden und genossen Gespräche und Gedankenaustausch unter Freunden.
ULRIKE SKOPEC-BASTA
Fotograf: Fleckenstein