Am 14. April 2022 gewährten uns der Leitende Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt und Opernstudioleiter Gregor Horres einen Einblick in die Probenarbeit für die nächste Produktion des Oö. Opernstudios „Kain und Abel oder der erste Mord“ (Premiere 24. April in der BlackBox). Dabei präsentiert und kontrastiert das Musiktheater zwei Beispiele der ständigen Auseinandersetzung mit der Frage, wie das Verbrechen in die Welt kam, und stellt das frühbarocke Oratorium „Caino et Abel“ des italienischen Komponisten Bernardo Pasquini (1637-1710) der 1954 uraufgeführten Kammeroper „The Brothers“ von George Antheil gegenüber.
Beiden Stücken, die an jeweils einem Abend nacheinander aufgeführt werden, liegt die Geschichte von Kain und Abel zugrunde. Kain und Abel, beide Söhne von Adam und Eva, brachten Gott ein Opfer dar. Da Gott aber Abels Opfer bevorzugte, erschlug Kain seinen Bruder. Als Gott ihn nach seinem Bruder fragte, antwortet er verlogen „Bin ich der Hüter meines Bruders?“. Gott bestrafte ihn damit, dass sein Acker künftig keine Früchte mehr tragen werde, malte ihm aber zum Schutz vor weiterer Verfolgung das Kainmal auf die Stirn. Anders als nach dieser biblischen Überlieferung wird in Pasquinis Oratorium Kain von einem Pfeil getroffen und stirbt. Gregor Horres gewährte einen interessanten Einblick in seine Probenarbeit mit den engagierten jungen Künstlern und der Technik. In Linz wird das Oratorium szenisch dargestellt. Die Cembalistin Alexandra Helldorff ging auf die Instrumentierung des Werkes ein und erklärte auch Bau und Klang des Cembalos, auf dem sie die Künstler begleitete.
Vor der Überleitung zum nächsten Stück stellte Dramaturgin Katharina John das Projekt Crossopera: fear and discovery vor. Es handelt sich dabei um ein im Rahmen von „Creative Europe“ gefördertes Opernprojekt der Europäischen Gemeinschaft. Das Theatro Comunale di Modena, das Serbische National Theater Novi Sad und das Landestheater Linz vergaben je einen Auftrag für eine Kurzoper. Entstanden sind drei unterschiedliche Werke, die sich mit den Themen Flucht, Anderssein und dem Umgang mit dem Fremden oder den Fremden befassen und uns ermutigen sollen, in eine gemeinsame hoffnungsvolle Zukunft zu gehen.
George Antheil, der– wie er sich selbst nannte – Bad Boy of Music (so auch der Titel seiner Biographie), erweiterte in seinem Werk „The Brothers“ die Zweierbeziehung der beiden Brüder Kain und Abel um die blind gewordene Mary. Ken lebte, seit er aus dem Krieg zurückkam, im Hause seines Bruders Abe, der dessen Verlobte Mary heiratete, doch dann explodierte in der Hochzeitsnacht der Gasofen. Antheil wurde nicht nur als Komponist, sondern auch als Kritiker und Krimiautor bekannt. Neben seiner Filmmusik erlangte sein ballet mecanique einen Skandalerfolg. Oft endeten seine Konzerte mit Tumulten, die ihn dazu veranlassten, eine Pistole mit sich zu führen. Claudio Novati, der musikalische Leiter der Brothers erläuterte die Komposition dieses Werkes, das auch Jazzelemente und big band -ähnliche Passagen aufweist. Uns erwartet sicherlich ein spannender Theaterabend!
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein
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