Es gibt sie noch, Anlässe zur Freude und Feierstimmung!
Präsident Rieder erinnerte in seiner Begrüßung am 10.4.2022 die Besucher daran, dass das Musiktheater einen Tag nach dem 82. SonntagsFoyer, am 11.4. seinen 9. Geburtstag feiert! Und er verwies darauf, welche Freude alle Beteiligten verspüren, findet doch nach zweieinhalb Jahren endlich wieder ein SonntagsFoyer mit der Tanzkompanie statt.
Zur Einführung in die Linzer Inszenierung des wohl berühmtesten Werks der Ballettgeschichte, dessen wunderbare Musik aus der Feder von Peter I. Tschaikowsky stammt, begrüßte Peter Rieder Mitglieder der Kompanie TANZ LINZ:
Nicole Stroh (DE), Fleur Wijsman (NL), Katherina Nakui (CA), Casper Mott (GB), Angelica Mattiazzi (IT), Elena Sofia Bisci (IT), Lorenzo Ruta (IT) und Arthur Samuel Sicilia (US).
Bevor sie Beispiele aus der Produktion präsentierten, gab Gastchoreograf Chris Haring kurz einen Einblick in seine Arbeit. Wenn er ohne Musik probt, hört er bewusst auf die Körper und kann dabei durch die unterschiedliche Körpersprache der TänzerInnen sogar die verschiedenen Volkszugehörigkeiten, die in TANZ LINZ vereint sind, erkennen. So war auch der erste Teil der Kostprobe eine Demonstration ohne Musik. Nach und nach bildeten die TänzerInnen Figuren, verharrten in statischen Posen, bis sich drei von ihnen lösten und zum Tanz der kleinen Schwäne formierten. Ihre wunderbar synchronen Bewegungen steigerten sich immer mehr, bis rhythmisches Stampfen und stoßendes Atmen dominierte. Dennoch glaubte man dabei die zauberhafte Musik Tschaikowskys zu hören.
Der folgende Ausschnitt mit Musik veranschaulichte Chris Harings ganz besondere Inszenierung. Es dominieren harmonische, fließende Bewegungen, in denen die TänzerInnen immer wieder für Momente innehalten. Mit transparenten dehnbaren Trikots formen sie Figuren, erwecken den Eindruck von verzerrten Körpern mit überlangen Gliedmaßen, wobei die natürlichen Körper durchschimmern und so dennoch präsent sind. Langer und begeisterter Applaus vom Publikum für diese eindrucksvolle Darbietung!
Im Anschluss bat die künstlerische Leiterin der Tanzsparte Roma Janus den Choreografen Chris Haring und den musikalischen Leiter Marc Reibel zum Gespräch.
Der aus dem Burgenland stammende Chris Haring, Mitbegründer der „Liquid Loft Company“, ist mit seinen Arbeiten national (u.a. Impulstanz Wien) und international präsent und wurde bereits mehrfach prämiert (z.B. Goldener Löwe Venedig).
Bei seiner Linzer Inszenierung von Schwanensee möchte er bei allem Respekt vor dem Werk die darin vorkommenden Hierarchien aufbrechen und so wird es keine Hauptrollen geben und kein „Corps de Ballet“, das den Hintergrund bildet. Tanz soll keine Täuschung sein, sondern normale Ästhetik vermitteln, Bewegungen werden verlangsamt und die TänzerInnen dürfen gehört werden. Die Kostüme als 2. Haut sollen neue Blicke auf den Körper ermöglichen. Vom Linzer Publikum wünscht sich Chris Haring, es soll die Interpretation zulassen und sich darauf einlassen.
Für Marc Reibel ist es nach Dornröschen und Nussknacker das dritte Ballett von Tschaikowsky, für das er in Linz musikalisch verantwortlich zeichnet. Es wird eine spezielle Fassung ohne Pause, etwa 1 Stunde Musik wurde gestrichen, Sounddesign von Andreas Berger überbrückt Sequenzen ohne Orchester mit einem elektronisch produzierten stehenden Klang. In bewährter Manier servierte Marc Reibel dazu Beispiele aus der klassischen Musikliteratur. Das Bruckner Orchester wird sichtbar in den Abend integriert, Details wurden noch nicht verraten!
Chris Haring und Marc Reibel harmonieren spürbar, es ist eine konstruktive und kollegiale Zusammenarbeit. Auch das Klima zwischen Choreograf und Tanzkompanie ist von großer Wertschätzung geprägt, Chris Haring betont die Improvisierfreudigkeit der Truppe, die untereinander keinen Konkurrenzneid kennt.
Eines steht nach diesem SF fest: Der Linzer Produktion wird das Schicksal der Uraufführung von Schwanensee, die 1877 beim Publikum durchfiel und abgesetzt wurde, sicher erspart bleiben!
Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Fleckenstein
SonntagsFoyer
107. SonntagsFoyer – Something Rotten! – Hamlet oder Omelett, das ist die Frage
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