Als Zaungäste beim Workshop mit dem Opernstudio III mit KS Brigitte Fassbaender am Di, 1.2.2022 im Orchestersaal des Musiktheaters Linz.
„Wie toll ist denn das, ein Workshop mit dieser Koryphäe des Musiktheaters!“
„In den 3 Tagen hole ich mir alles, was geht!“
„Wie gut, dass ich im Oö. Opernstudio bin, jetzt zahlt sich das echt aus!“
So oder ähnlich müssen die Gedanken der 6 Sängerinnen und Sänger des Opernstudios III gewesen sein. Schon zum dritten Mal seit seiner Gründung in der Spielzeit 2016/17 gestaltete die Allrounderin des Musiktheaters, Frau KS Brigitte Fassbaender, diesen begehrten dreitägigen Workshop, der – das kann jetzt schon gesagt werden – den 6 Noch-Studierenden an der ABPU alles abverlangte, sowohl körperlich, als auch psychisch.
Aus über 500 Bewerbungen aus aller Welt wurden sie vor zwei Jahren gecastet, und nun erfüllen, ja übererfüllen sie schon in ihrer zweiten Spielzeit die in sie gesetzten Erwartungen: ein lyrischer Sopran, eine Soubrette, ein Mezzosopran, ein lyrischer Tenor, ein Bariton, ein Bass; übrigens die klassische Besetzung vieler Mozartopern!
Und so begrüßte uns „Zaungäste“, allesamt Mitglieder der Freunde des Musiktheaters, um 18 Uhr der Intendant Hermann Schneider. Er hatte zu Beginn seines Wirkens diese Kooperation mit der Bruckneruniversität ins Leben gerufen und bedankt sich nun bei den „Freunden“ für die kontinuierliche Unterstützung dieses Meisterkurses. Schon um 11 Uhr haben die Künstlerinnen und Künstler begonnen zu arbeiten, und jetzt am Abend darf man sich vor dem kritischen Publikum ja nicht blamieren!
Aber da ist der erfahrene Dirigent und Korrepetitor am Klavier, der einen trägt und begleitet:
Claudio Novati, persönliche Qualifikation und konsequentes Engagement für den Nachwuchs kennzeichnen ihn seit der Spielzeit 2020/21 am Landestheater Linz!
KS Brigitte Fassbaender fesselt uns alle: ihre jahrzehntelange Erfahrung als Sängerin, Regisseurin, Gesangspädagogin und Intendantin, um nur einige ihrer vielen Begabungen zu nennen, führt im Goldenen Orchestersaal zu absoluter Konzentration aller Anwesenden. Mit jeweils zwei Sängerinnen und Sängern des Opernstudios arbeitet sie nun abwechselnd hauptsächlich zu den Themen Interpretation, Gesangstechnik, Atem und Bühnenspiel. (Die serbische Mezzosopranistin Jana Markovic und der in Deutschland geborene Bassbariton Peter Fabig sind heute Abend bei einem Engagement bzw. Vorsingen)
Erste Unterrichtseinheit: Tina Josephine Jaeger als Königin der Nacht (Zauberflöte):
Sie präsentiert uns die Arie „O zittre nicht, mein lieber Sohn“.
Jetzt wird es spannend! Wie erarbeitet man sich diese Arie?
KS Fassbaender ist in ihrem Element! Es geht darum, Gesang und Bühnenspiel in Einklang zu bringen.
Es geht also um den Subtext, er ist mitzudenken, zu hinterfragen, d.h. zu wissen, was man singt.
Wenn man im Innersten fühlt, was man singt, so stimmt auch die Artikulation. Es gilt, die Spitzentöne mit Körperspannung abzusichern, in der Übung konkret im Sitzen auf einem Sessel wie auf einem Pferd.
Denn „wir singen mit dem Körper.“ (Originalzitat Fassbaender). Nun zum Bühnenspiel: die Königin umschmeichelt Tamino. Wie genau macht sie das? Nähe und Distanz sind wichtige Mittel der Körpersprache! Unser Applaus belohnt die mutige erste Sängerin.
Zweite Unterrichtseinheit: Grégoire Delamare als Tamino (Zauberflöte):
Er präsentiert uns „Dies Bildnis ist bezaubernd schön“.
Und wieder geht es um die richtige Artikulation. Wenn Tamino sechs Mal in dieser Arie das Wort „Liebe“ singt, muss es hinterfragt werden! Was alles versteht er unter „Liebe“? Er hat jeweils andere Assoziationen, also ist dieses Wort sechs Mal anders zu modulieren! Artikulation ist alles! Fassbaender: „Vom Atem beseelt können auch die leichten Töne gesungen werden“ und „Lass das „I“ vom „Ewig“ ins „A“ leuchten!“ Applaus für diese reife Leistung!
Dritte Unterrichtseinheit: Hanyi Jang als Susanna (Figaros Hochzeit):
Hanyi Jang, lyrischer Koloratursopran aus Südkorea, probt auf Italienisch eine Arie der Susanna.
Der Rezensent hat sich während dieser Unterrichtseinheit folgende Aussprüche der Kammersängerin notiert: „Susanna weiß, dass Figaro ihr heimlich zuhört. Wie singt und taktiert sie dann also?“„Bella“ musst du durchmusizieren, die Höhe entwickelt sich aus der Tiefe – notturna pace!“„Wo genau sitzt das „A“? – Es klopft an am harten Gaumen! – Das „A“ muss man ganz aus der Innenspannung holen!“.
Als Draufgabe singt Hanyi Jang eine Arie der Norina aus Don Pasquale von Gaetano Donizetti. Ihre subtile Gestik unterstützt und interpretiert den Klang, und gleichzeitig weiß sie auch ihr Zwerchfell zu mobilisieren. Unser langanhaltender Applaus ist ihre Belohnung!
Vierte Unterrichtseinheit: Bariton Michael Daub singt den Erlkönig in der Vertonung von Franz Schubert, ein Kunstlied nach der Ballade von Johann Wolfgang von Goethe.
Originalzitat Brigitte Fassbaender: „Die vier handelnden beziehungsweise sprechenden Personen, den Erzähler, den Vater, das Kind und den Erlkönig, muss man hören! Der Erzähler liefert den neutralen Einstieg, das kranke Kind ist erregt, hat Angst, der Vater versucht zu beruhigen und der Erlkönig lässt sein böses „I“ erklingen! Michael Daub bewältigt diese Herausforderung meisterlich, hier hat Frau Fassbaender nichts mehr zu optimieren! Was für ein Finale eines außergewöhnlichen Abends! Wir sind fasziniert von diesem Können: Bravo Michael Daub!
Wir lernen: Soll eine Aufführung gelingen, ist an zahlreichen Stellschrauben zu drehen, die feinfühlige Arbeit des Regisseurs ist entscheidend für das Gelingen oder Misslingen einer Produktion. In den zwei spannenden Stunden, in denen wir das Vergnügen hatten, in diesen Workshop der Meisterklasse hineinzuschnuppern, wird uns bewusst, was das „Feintuning“ eines Musiktheater-Regisseurs bewirken kann: Faszinosum oder nur Mittelmaß. Ein Lernprozess für uns Zaungäste!
Als „Rausschmeißer“ erfreut uns abschließend noch Claudio Novati mit einem fulminanten Marsch!
Ein gelungener Abend, wie schön, dass wir dabei sein durften! Und ein großes Dankeschön an KS Brigitte Fassbaender!
Bruno Hoisbauer
Fotograf: Fleckenstein
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