Geprägt von den Ereignissen der Covid-19 Pandemie und dem Klimawandel widmete sich das 80. SF am 30.1.2022 dem Untergang der Titanic im April 1912, einer der größten Schiffskatastrophen und Gegenstand des Musicals von Maury Yeston und Peter Stone. Vor dem Start zu ihrer Jungfernfahrt galt die Titanic als das sicherste Passagierschiff der Welt und „praktisch unsinkbar“. Die Ensemblemitglieder David Arnsperger, Christian Fröhlich, Lukas Sandmann und Joel Parnis zeigten mit den Liedern „Zu allen Zeiten“, „Bist du ein Traum, Titanic“, „Lebewohl“ und „Stolz der Seele“ die Freude über das vermeintliche Wunderwerk der Technik und die schönen Arbeitsplätze auf dem Schiff.
Dramaturg Arne Beeker beschrieb anhand von Folien den Verlauf der Schifffahrt von Southampton bis zum folgeschweren Zusammenprall mit dem Eisberg. Er zeigte Bilder von der Innenausstattung des Schiffes und charakterisierte einige Passagiere und Mitglieder der Crew und ihr berührendes Schicksal sowie die auf dem Schiff herrschende Klassengesellschaft. Unter den Gästen befanden sich Prominente und Reiche als Passagiere der ersten Klasse, die jeglichen Komfort genießen konnten. Wesentlich weniger Annehmlichkeiten gab es für die Passagiere der zweiten und dritten Klasse, darunter viele irische Migranten, die von einem besseren Leben in Amerika träumten. Hanna Kastner, Celina dos Santos, Nina Weiß, Christian Fröhlich, Joel Parnis und Lukas Sandmann brachten dies in dem Lied „In Amerika“ berührend zum Ausdruck.
Lisa-Maria Atteneder-Schwödiauer entführte uns in ihr Titanic Museum in St. Florian, mit bloß 1,96 m2 das kleinste auf der ganzen Welt. Darin befindet sich ein detailliertes Modell des Schiffes, verschiedene noch erhaltene Überbleibsel wie ein Stückchen Titanic-Kohle, sowie Zeitungsausschnitte und eine Kassette, auf der Lisa-Maria eine eigene, von ihr als Kind verfasste Geschichte mit einem wesentlich schöneren Ausgang gesprochen hat. Statt Schiffsuntergang und ertrinkenden Menschen bekommt bei ihr der Luxusliner Flügel.
Das Ausstattungsteam Charles Quiggin und Aleš Valášek zeigten uns Bühnenmodelle und Kostüme, die die Besucher anschließend bewundern konnten. Nach dem musikalischen Beitrag „Heiratsantrag“ und „Die Nacht hallte wider“, gesungen von Christian Fröhlich und Ludwig Sandmann erläuterte der musikalische Leiter Tom Bitterlich, der auch die Ensemblemitglieder am Klavier begleitete, die perfekte Orchestrierung des Werkes.
Fragt man nach dem Mythos der Titanic, sind verschiedenen Faktoren zu nennen. Zum einen kann er als Denkzettel gegen einen grenzenlosen Glauben an die Technik mit der Forderung „Passt auf und seid nicht überheblich“ aufgefasst werden. Zum anderen sind es die Schicksale der Menschen, die zu Herzen gehen. Dazu kommt noch die Bedeutung der Medien und ihrer Beiträge zum Thema Mensch-Technik-Natur. Die Ensemblemitglieder verabschiedeten sich mit dem Stück „Kein Mond“.
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein
SonntagsFoyer
107. SonntagsFoyer – Something Rotten! – Hamlet oder Omelett, das ist die Frage
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