EUROPERAS 3 & 4 – Musiktheater von John Cage

Eine Produktion des Oberösterreichischen Opernstudios, Regie Gregor Horres; Probenbesuch für die Freunde des Musiktheaters am Dienstag, 9.11.2021 in der BlackBox

Verblüffung, Irritation, Verunsicherung! Das alles macht John Cage mit uns, seinem Publikum!

John Cage, der vielleicht bekannteste experimentelle Komponist des 20. Jahrhunderts – wir sind gespannt!

Eigentlich werden in dieser Produktion gleich zwei zeitgenössische Opern an einem Abend dargeboten: Europeras 3 mit allen sechs Sängerinnen und Sängern des aktuellen Opernstudios, Europeras 4 kommt ganz reduziert mit zwei Stimmen aus. Stimmt nicht ganz, denn zwei Klaviere (Elias Gillesberger und Andrea Szewieczek) und sechs live bespielte Plattenspieler (!) ergänzen das Setting der Szenerie. Wir erleben einen kakophonischen Klangteppich, die europäische Oper schlägt verdichtet in der BlackBox auf. Wortkompositum „Europeras“, das ist „Oper“, „Europa“ und „Yours“ in einem!

Die Theatervermittlung ist aufs Äußerste gefordert: Christoph Blitt und Dramaturgie-Assistent Martin Schönbauer fügen Mosaiksteine der Erkenntnis für uns zusammen, Regisseur Gregor Horres empfiehlt „genießen Sie es einfach wie auf einer Party.“ Wir lernen: Geräusche, wechselndes Licht, bekannte Arien, Bewegungen in der Gleichzeitigkeit und per Zufall zugeloste Zeitfenster bedingen Chaos und strenge Struktur – ein Paradoxon auf Bühnenbrettern! Und Simone Rupp überlegt schon, wie sie das alles für Jung und Alt verständlich, aber auch sinnlich aufdröseln soll. Mutig, mutig, ja wir sind wirklich gefordert, aber nicht überfordert.

So war es wohl gedacht: dieser Probenbesuch, hochkarätig und einfühlsam kommentiert, soll ein Appetizer sein und uns in die Vorstellung locken. Experiment trifft Neugier. Ein gemeinsamer Nenner dieses unvergesslichen Abends ist sicherlich, dass alle Akteurinnen und Akteure in dieser Theaterproduktion immer wieder die enorme Herausforderung betonen, das Neuland, welches es zu erkunden gilt. Routine ist hier nicht am Platz, ja hinderlich. Die Rollen entwickeln sich im Probenprozess. Jede Vorstellung ein Unikat, sehen und hören Sie sich das an!

Bruno Hoisbauer
Fotograf: Fleckenstein