Opernstudio 2020-2022

Mit Beginn der Spielzeit 2020/21 hat nun schon die dritte Mannschaft des 2016 neu gegründeten Oberösterreichischen Opernstudios ihr Engagement am Linzer Landestheater angetreten. Ihre Feuertaufe haben Tina Josephine Jaeger, Jana Markovic, Hedwig Ritter, Michael Daub, Grégoire Delamare und Peter Fabig mit der Uraufführung der Neufassung des guten alten Dreimäderlhauses in der BlackBox ja bereits bestanden. Ebenso haben sie auch schon damit begonnen, an der Anton Bruckner Privatuniversität, die zusammen mit dem Theater das Studio ausrichtet, ihr gesangliches Können zu vervollkommnen. Doch welchen Weg mussten die sechs jungen Sängerinnen und Sänger zurücklegen, bis sie schließlich in ihren jeweiligen Rollen das Dreimäderlhaus im Musiktheater beziehen konnten?

Bis man in das Oberösterreichische Opernstudio aufgenommen wird, muss man ein mehrstufiges Auswahlverfahren absolvieren. Dabei ist die erste (nicht zu unterschätzende) Hürde, rechtzeitig via E-Mail alle notwendigen Unterlagen (Bewerbungsformular, Lebenslauf, Motivationsschreiben, Nachweis über die Kenntnis der deutschen Sprache etc.) und per Link drei Videos mit Arien an das Landestheater zu senden. Es ist immer wieder amüsant zu beobachten, wie sich in den ersten Wochen der Bewerbungsfrist das entsprechende Postfach zwar kontinuierlich aber doch in überschaubarem Rahmen füllt. Das ändert sich wenige Tage vor dem Einsendeschluss, denn da erhöht sich die Schlagzahl der Zusendungen ungemein, bis schließlich zum Ende des letzten möglichen Tages die Bewerbungen im Minutentakt eintreffen. Nun wird es ernst für die sechsköpfige Jury, die aus drei Mitgliedern des Landestheaters und ebenso vielen der Bruckner Universität besteht. Beim letzten Mal gehörten ihr Studioleiter Gregor Horres, Studienleiterin Jinie Ka, Vizerektor Thomas Kerbl, Institutsdirektor Robert Holzer, der Verfasser dieser Zeilen und der leider im Sommer viel zu plötzlich und zu früh verstorbene Kurt Azesberger an.

Nun heißt es, sich die eingesandten Videos zu Gemüte zu führen. Bei ca. 370 BewerberInnen sind das immerhin über 1100 Klangbeispiele, die es zu begutachten gilt. Das kann eine große Freude sein, kann aber auch eine Herausforderung an die Gehörgänge darstellen, vor allem dann, wenn die technische Tonqualität der Videos durch übermäßigen Hall und verzerrende Übersteuerungen getrübt ist. Deshalb liebe zukünftige OpernstudiointeressentInnen: Wenn ihr die Stimmung der Jury heben wollt, achtet auf eine gute technische Qualität eurer Videos!

Der Stimmfachproporz ist im Übrigen nicht ganz gewahrt, stammt doch der Großteil der Bewerbungen aus dem Sopranfach. Auch bei Mezzosopranen und Vertretern des Baritonfachs hat man die Qual der Wahl aus ausreichend hoffnungsvollen KandidatInnen. Bei den Tenören und Bässen sieht das leider anders aus. Da bewerben sich – wenn man Glück hat – lediglich eine Handvoll Sänger, sodass hier auch die Headhunterqualitäten der Jury gefordert sind, wenn sie sich auch schon mal aktiv auf die Suche nach potenziellen Jungsängern abseits der eingegangenen Bewerbungen begibt.

Kurze Nebenbemerkung: Das Hören und Sichten der eingesandten Videobeiträge liefert einmal mehr einen Beweis für die ganz besonderen Qualitäten Mozarts. Denn selbst nach der einhundertsten Sopranistin, die die Arie der Susanna aus Le nozze di Figaro eingesandt hat, wird man dieser Musik nicht überdrüssig.

Weiter im Text: Hat jedes der sechs Jurymitglieder diesen Arienmarathon hinter sich gebracht, trifft man sich, um ca. 80 BewerberInnen auszuwählen, die zum Vorsingen nach Linz eingeladen werden. Bei mancher Entscheidung besteht von vornherein Konsens, über andere KandidatInnen diskutiert man intensiver, was das ganze Unterfangen jedoch umso spannender macht.

Wenige Wochen später wird es dann ernst. An mehreren Tagen finden nun die Auditions statt. Vormittags gibt es hier eine erste Runde an der Uni. Dort wird eine Auswahl getroffen, die dann im Musiktheater auf der großen Bühne vorsingen darf. Anschließend gibt es noch ein Gruppengespräch mit den KandidatInnen der zweiten Runde, in dem Gregor Horres näher auf die Arbeitsbedingungen (viel Arbeit für relativ wenig Geld) eingeht und die Bereitschaft, der einzelnen Bewerber-Innen abklopft, sich darauf einzulassen. Sind alle Vorsingen und Gespräche abgeschlossen, obliegt es der genannten Jury die sechs Jungtalente auszuwählen, die ins Studio aufgenommen werden sollen. Dabei gilt es, genau abzuwägen, jene KandidatInnen zu finden, die gesanglich schon weit genug sind, sich den Aufgaben des Studioalltags zu stellen, die aber dennoch mental und stimmlich noch die Offenheit besitzen, an eben diesen Herausforderungen zu wachsen, um nach zwei Jahren bestens gerüstet für den Opernbetrieb zu sein. Dafür wünschen wir Hedwig, Jana, Tina, Grégoire, Michael und Peter viel Glück! (CHRISTOPH BLITT)

Tina Josephine Jaeger
Die gebürtige Schweizerin Tina Josephine Jaeger erhielt ihren ersten Gesangsunterricht im Alter von sieben bei den Golden Voices in Zürich. In den folgenden Jahren wirkte sie international bei vielen Konzerten und Liederabenden mit. 2012 übersiedelte sie nach Wien und studiert seit 2016, nachdem sie den Bachelorabschluss in Sologesang an der Musik und Kunst Privatuniversität der Stadt Wien (MUK) erlangt hat, am selben Haus die Masterlehrgänge Sologesang und Lied und Oratorium. Im Juni 2018 schloss Tina Jaeger mit Erfolg ihren Master in Lied und Oratorium bei KS Birgid Steinberger und Carolyn Hague ab. Gleichzeitig absolvierte sie 2018 ihren Bachelorabschluss in Psychologie mit Auszeichnung.

Während der Studienzeit ist Tina Jaeger immer wieder in kleineren Produktionen aufgetreten, wie z. B. in der Hauptrolle des Hannchens in Die Opernprobe von Lortzing oder als Taumännchen in Hänsel und Gretel an der MUK sowie in verschiedenen Rollen in Mardi Gras und Fortunios Lied sowohl in Wien als auch in Bad Ems. 2016 sang sie die Cinderella-Arien von Alma Deutscher in der israelischen Botschaft. Im Sommer 2018 gehörte sie zum Ensemble von Carl Zellers Der Vogelhändler bei den Schlossfestspielen Langenlois. Es folgten Auftritte als Gans in der Kinderoper Arche Noah von Annegret Ritzel. Im Mai 2019 hat sie die Hauptrolle der Rosette in der Oper Les Jumeaux de Bergame von Jacques Dalcroze am Dalcroze Kongress an der Universität für Musik und darstellende Kunst Wien und in Polen verkörpert.

Im Oktober hat Tina Jaeger ihr Debüt als Blondchen in einer Version von Mozarts Die Entführung aus dem Serail für Kinder am Stadttheater Baden gegeben. Des Weiteren war sie Solistin in Mahlers Vierter Sinfonie im Radio Kulturhaus unter der Leitung von Andreas Stoehr im November. Seit August ist sie Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz und studiert im Lehrgang Musiktheaterstudio an der Anton Bruckner Privatuniversität.

Jana Markovic
Die in Serbien geborene Mezzosopranistin Jana Markovic ist seit August 2020 Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz und studiert im Lehrgang Musiktheaterstudio an der Anton Bruckner Privatuniversität.

Ihre Ausbildung erhielt sie an der Hochschule für Musik und Theater Felix Mendelssohn Bartholdy in Leipzig, wo sie den Masterstudiengang Oper im Juli 2020 als Studentin von Prof. Carola Guber abschloss. Großen Einfluss auf ihre sängerische Entwicklung hatte außerdem die Arbeit mit Nena Brzakovic am „Institut für Gesang und Atemschulung“ in Berlin. 2019 debütierte Jana Markovic an der Oper Leipzig als Sandmännchen in Engelbert Humperdincks Hänsel und Gretel. Im selben Jahr gab sie ihr Debüt als Prinz Orlofsky in Johann Strauss‘ Operette Die Fledermaus auf Schloss Belvedere in Weimar sowie als Dritte Dame in Die Zauberflöte von Wolfgang Amadé Mozart beim Festival der Deutschen Sprache in Bad Lauchstädt. Ebenfalls 2019 war sie als Jean Vicomte de Morcearf in Le Portrait de Manon von Jules Massenet an der Leipziger Musikhochschule zu hören. Dort hatte sie bereits 2017 auch die Rolle des Hänsel in Hänsel und Gretel gesungen.

Wichtige Impulse erhielt Jana Markovic auch durch die Zusammenarbeit mit Dirigenten wie Ulf Schirmer, Matthias Foremny, Christoph Gedschold, Andrea Sanguineti.

Darüber hinaus wurde sie 2020 mit dem Grand Prix bei dem Internationalen Opernkurs in Beeskow ausgezeichnet.

Hedwig Ritter
Geboren 1995 im Südburgenland. Bereits mit neun Jahren gewann sie als Trompeterin bei Prima la musica einen ersten Preis und studierte dieses Instrument dann auf Vorbereitung im Hochbegabtenlehrgang der Kunstuniversität Graz, Expositur Oberschützen bei Univ.-Prof. Hans-Peter Schuh. 2014 schloss sie die Matura am Musikgymnasium Oberschützen mit ausgezeichnetem Erfolg ab.

Ab 2016 studierte sie an der Musik und Kunst Privatuniversität (MUK) der Stadt Wien Sologesang bei Univ.-Prof. Uta Schwabe, ein Jahr des Studiums verbrachte sie im Rahmen eines Austauschs als Studentin von Prof. Kai Wessel an der Hochschule für Musik und Tanz Köln.

Als Sängerin konnte sie schon wertvolle Erfahrung sammeln, v. a. im Bereich der Kirchenmusik. Auf der Opernbühne war sie bereits als Oberto in Georg Friedrich Händels Alcina im MuTh (Konzertsaal der Wiener Sängerknaben), als Anna Reich in Die lustigen Weiber von Windsor von Otto Nicolai im Stadttheater Wiener Neustadt sowie im Alten Theater Steyr und als First Witch in Henry Purcells Dido and Aeneas im Theater Aachen zu sehen. Im Mai 2018 sang sie im Rahmen von Achtbrücken die Uraufführung von Aria mortale. Ein musikalischer Hochtrapezakt von M. L. Vogler im kleinen Sendesaal des WDR. Im Herbst 2019 stand sie als Adele in Die Fledermaus von J. Strauß auf der Bühne des Wiener Metropols.

Derzeit ist sie Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz und im Masterstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität.

Michael Daub
Seit der Spielzeit 2020/2021 ist Michael Daub Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz und studiert im Lehrgang Musiktheaterstudio an der Anton Bruckner Privatuniversität. Er schloss seinen Master of Performance an der Guildhall School of Music and Drama in London als Student von Professor Rudolf Piernay ab. Davor studierte er in der Klasse von Professor Konrad Jarnot an der Robert Schumann Hochschule in Düsseldorf. Seit 2015 arbeitet er mit dem bekannten Liedpianisten Eric Schneider zusammen.

Zahlreiche Liederabende führten ihn in unterschiedlichste Regionen Deutschlands sowie ins Ausland. Einige Konzerte wurden unter anderem vom BBC, dem Bayerischen Rundfunk wie auch dem Westdeutschen Rundfunk aufgezeichnet und übertragen. Er war Solist bei dem renommierten Musikfestival Kissinger Sommer sowie bei dem Klavier-Festival Ruhr. Weitere musikalische Impulse erhielt er in Arbeit und Kursen u. a. von Kammersänger Wicus Slabbert, David Gowland, Edith Wiens, John Fiore, Hans Eijsackers und Eugene Asti.

In dieser Spielzeit des Landestheaters Linz wird Michael Daub als Johann Michael Vogl in der Operette Das Dreimäderlhaus zu sehen sein. Außerdem werden Rollen in den Opern Melusina von C. Kreutzer sowie in der Kinderoper Die Katze, die ihre eigenen Wege ging von M. Svoboda folgen.

Im Sommer 2019 war er als Papageno in Mozarts Die Zauberflöte bei den Schlossfestspielen Ettlingen zu sehen. Von 2015 bis 2017 war er als Gastsolist in der Rolle eines flandrischen Deputierten in einer Produktion von Verdis Don Carlo an der Deutschen Oper am Rhein engagiert. 2016 sang er in Sibelius‘ Stormen mit den Düsseldorfer Symphonikern in der Tonhalle Düsseldorf. Während seines Studiums hatte er die Möglichkeit die Rolle des Bonafede in Haydns Il mondo della luna sowie die Partie des Dandini in La Cenerentola von Rossini auf die Bühne zu bringen.

Im Rahmen eines Studierauftrags am Landestheater Linz hatte Michael Daub die Möglichkeit, die Rolle des Don Fernando aus Beethovens Fidelio einzustudieren.

Michael Daub ist mehrfacher Deutschlandstipendiat. Er ist Stipendiat der Horst und Gretl Will Stiftung in Köln sowie des DAAD.

GRÉGOIRE DELAMARE
Der in Paris geborene französische Tenor Grégoire Delamare teilt sein Leben zwischen Österreich, Deutschland und Frankreich. Als Sohn eines klassischen Gitarristen hatte er von früher Kindheit an intensive Berührungen mit Musik, sodass er sich bald schon an verschiedenen Musikstilen und Instrumenten versuchte. Durch Improvisationen beim Gitarrespielen in Jazzbands, mit denen er in Pariser Cafés auftrat, wurde er schließlich auch auf seine Stimme aufmerksam. Neugierig auf dieses neue „Instrument“ entdeckte er nach und nach mit großer Begeisterung den klassischen Gesang für sich. Nach einem Studium der Humanwissenschaft an der Sorbonne studierte er am Pariser Konservatorium in der Klasse von Yann Toussaint, wo er 2017 seinen Abschluss errang. Im Anschluss setzte er sein Studium an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Frankfurt fort, wo er rasch den Bachelor-Abschluss erlangte und weiter im Master-Studiengang in der Klasse von Thilo Dahlmann studierte.

Derzeit ist er Mitglied des Oberösterreichischen Opernstudios am Landestheater Linz und im Masterstudium an der Anton Bruckner Privatuniversität.

Dank seiner Leidenschaft für die Bühne erweiterte er schnell sein Repertoire und stellte seine Fähigkeiten sowohl im Mozart-Fach als auch bei den spielerischen Anforderungen des Operettengenres unter Beweis. Daneben gehört auch dem Konzert seine große Liebe. Dementsprechend tritt er regelmäßig in Oratorien, Liederabenden und Operngala-Veranstaltungen auf.

Peter Fabig
Der in Ilmenau (Deutschland) geborene Bassbariton Peter Fabig ist seit der Spielzeit 2020/2021 Ensemblemitglied im Oberösterreichischen Opernstudio am Landestheater Linz. Gleichzeitig studiert er im Lehrgang Musiktheaterstudio an der Anton Bruckner Privatuniversität. Zudem studierte er an der Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, an der Hochschule für Musik Carl Maria von Weber in Dresden und privat bei Lucja Zarzycka. Weitere Impulse sammelte er in Meisterkursen bei Roman Trekel, Peter Berne, Stephan Rügamer, Roland Schubert und Neil Semer.

Er sang zuletzt Mac Irton in Boieldieus La Dame blanche am Stadttheater Aschaffenburg, Simone in Gianni Schicchi am Staatsschauspiel Dresden und Curio in Händels Giulio Cesare in Egitto am Mittelsächsischen Theater Freiberg, wo er auch in der letzten Spielzeit als Mr. Kofner in Menottis Der Konsul zu erleben war.

Im Sommer 2019 debütierte er in der Titelpartie von Mozarts Le nozze di Figaro in Bad Orb. Im April 2019 feierte er als Einspringer sein Debüt an der Semperoper Dresden als Curio in Giulio Cesare. Im Dezember 2019 kehrte er zurück an die Semperoper in der Klassenzimmeroper Der Dieb, der singt mit der Semper 2.

Peter Fabig war Stipendiat des Deutschlandstipendiums und mehrmaliger Preisträger der Kammeroper Schloss Rheinsberg. Im Sommer 2021 wird er als Stipendiat des Richard-Wagner-Verbandes Dresden nach Bayreuth fahren.

In Deutschland wirkt er auch im Lied- und Konzertbereich. Er arbeitete zusammen mit der Staatskapelle Halle, der Elblandphilharmonie Sachsen, der Mittelsächsischen Philharmonie und dem Brandenburgischen Staatsorchester Frankfurt/Oder. Zu seinen nächsten Projekten zählen Schumanns Liederkreis op. 39 in Dresden und Schuberts Winterreise in Leipzig.

74. SonntagsFoyer, Sonntag 27. Juni 2021