Beim SF am 27.9.2020 erfuhren wir Bekanntes, aber auch viel Neues über die allseits beliebte und vielfach gespielte Operette „Das Land des Lächelns“ von Franz Lehar (Libretto von Ludwig Herzer und Fritz Löhner-Beda nach Viktor Leon). Dramaturgin Katharina John schilderte die Entstehungsgeschichte des Werkes von der nicht so erfolgreichen „Gelben Jacke“ zum heute umjubelten „Land des Lächelns“, Lehars Neubearbeitung mit einigen doch wesentlichen Änderungen gegenüber seinem Erstlingswerk. Dabei beleuchtete Katharina John auch die tristen gesellschaftspolitischen Umstände der damaligen Zeit wie große Wirtschaftskrise, 1. Weltkrieg und Nationalsozialismus und deren Widerspiegelung in der Situation der Operette in der Zwischenkriegszeit.

Mit großem Interesse und wohl auch Staunen folgten wir Marc Reibel (musikalische Leitung), der uns mit mehreren Beispielen am Klavier zeigte, wie viel „fremde“ Töne im „Land des Lächelns“ stecken und das „opernhafte“ an diesem Werk erläuterte. Erwartungsgemäß finden wir chinesische Stereotype und ungarische Elemente, aber auch Ähnlichkeiten mit Lehars italienischem Freund und Komponistenkollegen Puccini sind zu erkennen. Das Opernhafte an diesem Werk liegt , was die Musik anlangt, in einem erkennbaren Zuwachs an Komplexität der Partitur sowie, was die Handlung betrifft, in einer Hinwendung zum Tragischen und einem Verzicht auf ein Happy End. Lisa verliebt sich in den chinesischen Prinzen Sou-Chong und folgt ihm in seine Heimat, doch nach Erkennen der kulturellen Unterschiede kehrt Lisa enttäuscht mit ihrem Jugendfreund Gustl nach Wien zurück.

Der Erfolg von „Land des Lächelns“ ist nicht zuletzt auch auf Lehars Freundschaft mit Richard Tauber zurückzuführen, für den er geradezu maßgeschneidert einige Lieder geschrieben hat. Über das besondere Verhältnis der beiden Künstler zueinander informierte uns die erfolgreiche Journalistin und Buchautorin Heide Stockinger und präsentierte dazu interessante Bilder über Leben und Wirken der beiden. Lehars innige Beziehung zu Richard Tauber hatte sich sehr rasch aufgebaut. Beide verband neben einer unzweifelhaft hohen Musikalität auch eine ausgeprägte Geschäftstüchtigkeit und damit auch gegenseitige Wertschätzung.

Das Regieteam Andreas Beuermann (Inszenierung) und Bernd Franke (Bühne) vermittelte uns erste Eindrücke über Fassung, Konzept und Ausstattung der Linzer Neuinszenierung, die am 9. Oktober 2020 im Musiktheater Premiere feiert.

Die musikalischen Leckerbissen servierten uns Regina Riel, Theresa Grabner, Matthäus Schmidlechner und Franziska Stanner mit den Liedern „Ich möcht wieder einmal die Heimat seh´n“ und „Im Salon zur blau´n Pagode“ sowie den Duetten „Meine Liebe, deine Liebe“ und „Bei einem Tee a`deux“. Was zeigt die Freundschaft Franz Lehars zu unserem Sänger Richard Tauber wohl besser als „DAS“ berühmte Tauber-Lied „Dein ist mein ganzes Herz“. Selbstverständlich durfte es auch bei uns nicht fehlen, für uns gesungen von „unserem“ großartigen Richard Tauber Matjaž Stopinšek, der in der Linzer Aufführung auch als solcher zu sehen ist. Am Klavier begleitet wurden alle von Marc Reibel.

Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein