Am 18.3.2015 machten sich 47 gutgelaunte Musiktheaterfreunde auf den Weg in das Salzburger Landestheater um dort eine Aufführung von La Sonnambula von Vincenzo Bellini zu erleben, ein Operngenuss, der uns in Linz leider nicht gegönnt ist, liegt doch die letzte Bellini Inszenierung an unserem Landestheater bereits 110 Jahre zurück.
Das Wetter zeigte sich von seiner besten Seite, was uns unser Reiseleiter Rudolf Wallner als geplante Extraleistung anpries, die uns noch dazu ohne Aufpreis geboten wurde. Sicher und zügig brachte uns Fahrer Rudi Zeller über Wels, Regau, entlang des Traunsees und über Bad Ischl zum Wolfgangsee. Den eintönigen Abschnitt auf der Westautobahn überbrückte Rudolf Wallner mit einem umfassenden Überblick über das Werk und seinen Komponisten Vincenzo Bellini, der neben Leoš Janáček und Jean Sibelius zu den absoluten Lieblingskomponisten unseres Opernführers gehört.
La Sonnambula, „Die Nachtwandlerin“, ist das 7. Bühnenwerk Bellinis, eine ländlich idyllische Romanze, der man die kitschige und nicht immer schlüssige Handlung aufgrund der großartigen Musik verzeiht. Die Uraufführung im Jahr 1831 war ein Riesenerfolg, auch die Premiere am Salzburger Landestheater am 22.Februar 2015 wurde von der Presse hoch gelobt.
Inzwischen war der Traunsee erreicht, wo im Tal bereits kräftige Lebenszeichens des Frühlings zu bemerken waren, während auf den Bergen noch beachtliche Schneefelder blinkten. Entlang der Trasse der ehemaligen „lieben, kleinen Eisenbahn“ die bis 1957 zwischen Salzburg und Bad Ischl verkehrte, erreichten wir die Landesgrenze zwischen Oberösterreich und Salzburg, die durch das „Gasthaus zur Wacht“ markiert wird. Kurz tauchte am Ufer des Wolfgangsees die „Franzosenschanze“ auf, wo heute eine Kapelle an die Gefallenen bei der Zurückschlagung der Franzosen erinnert. Ergänzend erfuhren wir später im Mozarthaus in St. Gilgen, dass die Schwester Mozarts, das Nannerl, nicht unwesentlich daran beteiligt war, dass das Gebiet vor Plünderungen der Franzosen verschont blieb. Kurz nach Mittag erreichten wir St. Gilgen, das sich angenehm ruhig präsentierte, ganz im Gegensatz zum Sommer, wenn der Ort von Touristen überquillt.
Im Mozarthaus wurden wir bereits von Herrn Kloiber erwartet, der uns voll Enthusiasmus die Geschichte des Hauses, sowie Leben und Schicksal der Familie Mozart näherbrachte. Herrn Kloiber und seinem Team gebührt hohe Anerkennung für das Bemühen, den Blick einmal weg vom berühmten Wolfgang Amadeus hin auf seine ebenfalls hoch begabte Schwester Nannerl zu lenken, der bedingt durch die damalige Zeit und die Umstände die verdiente Anerkennung verwehrt blieb.
Nach so viel geistiger Nahrung war es Zeit für unser Mittagessen im Gasthaus Kendler, das gut und reichlich ausfiel. Danach brauchte es nur ein paar Schritte und wir standen vor einem eher unscheinbaren Haus, worin sich, nur wenigen bekannt, ein wahrer Schatz verbirgt, das Musikinstrumentenmuseum. Auf engstem Raum sind in der alten Volksschule über 4.000 Exponate ausgestellt, hauptsächlich Musikinstrumente aus aller Welt, aber auch Volkskunst wie Stabpuppen, Masken, Marionetten und vieles mehr. Der in Wuppertal geborene Kustos Askold zur Eck lud uns in eine Art Klassenzimmer, wo er uns eine ungemein faszinierende Vorstellung einiger Instrumente gab. Konnten wir die Maultrommel aus Molln zwar alle auf Anhieb erkennen, so waren wir nicht gefasst auf die Vielfalt an Tönen die Askold zur Eck diesem Instrument entlockte. Dann wurde es fremd und exotisch, eine Mundorgel aus Thailand, die einer umgedrehten Panflöte ähnelte und sowohl für Bauernmusik als auch bei kultischen Tänzen benutzt wird, eine chinesische Geige, die „Erh-hu“ mit einem Drachenkopf und Schlangenhaut, bei der der Bogen zwischen den beiden Saiten durchgefädelt ist und je nach Richtung des Drucks eine der beiden Saiten gespielt wird, ein Dudelsack aus Tunesien, der „Mezoued“, der „Duduk“ aus Rumänien, aus einem Kürbis gearbeitet, der mit Zirkuläratmung gespielt wird und einen dudelsackähnlichem Klang entwickelt, ein spezielles Instrument aus Vietnam, bei dem der Mund des Spielers als Resonanzkörper fungiert, um nur einige Beispiele heraus zu greifen. Was wären all diese Instrumente, wenn sie nur gezeigt und nicht von Askold zur Eck zum Klingen gebracht würden! Man spürt die ganz spezielle Beziehung des Kustos zu seinen Instrumenten, hier wird nicht einfach gespielt, hier werden die Instrumente zu Wesen, in die sich der Spieler hineinfühlt, auf deren Stimmungen er eingeht.
Nach dieser kleinen musikalischen Weltreise ging es über Fuschl nach Salzburg, wo uns vor der Vorstellung noch Zeit für einen Bummel oder eine kleine Erfrischung blieb. Im Salzburger Landestheater, einem der 46 Theaterbauten des Wiener Architektenduos Fellner & Helmer, erwartete uns eine schöne Aufführung. Angesiedelt war die Handlung in einem Villaggio, einem Örtchen, wo Ausstattung und Regie mit einigen Gags aufwarteten, die allerdings nicht immer schlüssig waren. In den Hauptrollen gefielen Lavinia Bini als Amina, Hannah Bradbury als Lisa, Pavel Kolgatin als Elvino und Alexey Birkus als Conte Rudolfo, der sich als gebürtiger Weißrusse im italienischen Belcanto erstklassig bewährte. Stimmlich beeindruckend Anna Maria Dur als Aminas Mutter Teresa. Das Mozarteumorchester wurde vom Italiener Lorenzo Coladonato großartig geführt. Im vielseitig eingesetzten Chor freuten wir uns Anne Korpelainen – die ja im Oktober 2014 gemeinsam mit Gotho Griesmeier einen Liederabend für die „Freunde“ im Ursulinensaal gestaltete – wieder zu sehen und zu hören.
Kurz nach Mitternacht endete ein interessanter und abwechslungsreicher Tag, der die Beliebtheit der Opernfahrten unseres Vereins wieder eindrucksvoll bestätigte.
Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Skopec-Basta
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