Die Empfehlung des Vorstandsdirektors des Landestheaters Linz Uwe Schmitz-Gielsdorf, die Oper in Budweis zu besuchen, wurde von den Freunden des Linzer Musiktheaters gern aufgegriffen. Der Halbtagesausflug am 9.4.2016 zu dem von Linz nah zu erreichenden Ziel hat sich in mehrerlei Hinsicht gelohnt.
Rudolf Wallner drehte mit über 50 Opernfreunden trotz regnerischen Wetters eine Runde um die Altstadt. Bei der Büste der berühmten Prager Sängerin Emmy Destinn, die vor hundert Jahren Triumphe feierte und in Budweis gestorben war, begann die Besichtigungstour – wie sich’s für Musikfreunde gehört! – und endete am Hauptplatz der Stadt, der zu den größten Europas zählt. Ottokar von Böhmen hatte im 13. Jahrhundert die Stadt erbauen lassen; die schachbrettartige Anlage der Straßenzüge führt darauf zurück.
Nun waren sicherlich alle Teilnehmer an der Opernreise schon einmal in Budweis, aber nur wenige im Metropol Theater Budweis und kaum jemand im Restaurant des Kulturhauses Metropol. Nicht gerade einladend ist die Fassade des aus kommunistischer Zeit stammenden Gebäudes, umso erfreulicher das schmackhafte Essen mit Svičková ( „falsches Wild“) und böhmischen Knödeln als Hauptgericht und mit Budweiser Bier als Getränk, das auch Bierverweigerern gut schmeckte.
Der noch junge Intendant des Theaters Lukáš Průdek erzählte im Restaurant in verständlichem Englisch über Theaterbetrieb und finanzielle Nöte. Das Freilufttheater mit Drehbühne in Krumau, das kleine historische Theater in Budweis, noch weitere kleine Bühnen und das Theater Metropol mit 500 Sitzplätzen sind zum Südböhmischen Theater zusammengeschlossen. Vier Ensembles für vier Sparten stehen zur Verfügung, für Tanz, Oper, Theater und Konzert. Die Produktion der Oper AIDA habe sich den beschränkten Mitteln anpassen müssen, die Regie konzentriere sich aufs Wesentliche, auf Beziehungsgeflechte und das Machtgefüge mit überzeitlichem Anspruch. Was die Musiktheaterfreunde dann zu sehen und hören bekamen, war aufregendes Musiktheater mit gutem Orchester, guten Sängern und sparsamer aber ausreichender Ausstattung. Große Tafeln, die an monumentale Bauwerke Ägyptens erinnern, werden verschoben, je nachdem, ob Intimität gefragt ist oder Chöre auf der Bühne stehen. Der Pomp des Triumphmarsches ging nicht ab und die schlichten Kostüme störten nicht das Geschehen um Liebe, Verrat, Zwänge und Tod. Das Verdi’sche Szenarium bescherte, wie es sein soll, dem Publikum emotionales Erleben. Die „Amneris“ sang ihre Partie hervorragend, „Radames“ (italienischer Gastsänger) war rollendeckend und die junge „Aida“, die Pragerin Ivana Veberová, beeindruckte mit ihrer großen Stimme, die auf eine sängerische Zukunft schließen lässt.
Die Fahrt nach Budweis war durch die geografische Nähe und die geschichtlichen Gemeinsamkeiten eine Reise wert. Die Pferdeeisenbahn, die dereinst Linz mit Budweis verband, könnte für weitere kulturelle Kontakte zwischen Linz und Budweis sinnbildhaft stehen – wünschenswert und für beide Städte gewinnbringend!
Heide Stockinger
Fotograf: Rieder
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