Unter diesem Motto stand das SF am 7.5.2017, das sich – wie immer professionell moderiert vom leitendenden Musiktheaterdramaturg Christoph Blitt – der Premiere dieses Stückes widmete (Komponist Michael Obst, Libretto Hermann Schneider nach dem fantastischen Roman „Die andere Seite“ von Alfred Kubin).
Kubins Roman beginnt mit der Erzählung eines namentlich nicht genannten Zeichners von der Einladung zu einer Fahrt in das von seinem Schulkameraden Claus Patera gegründete „Traumreich“ auf der anderen Seite der Erde (wahrscheinlich Arabien oder Asien). Dort angekommen entwickelte sich dieses anscheinende Traumreich immer mehr und mehr zu einem Albtraum. Vor allem seiner Frau machen die merkwürdigen, geradezu gespenstischen Vorkommnisse wie eigenartige Tiere, undurchschaubare Geldpolitik und mysteriöse Rituale sehr zu schaffen. Nach ihrem Tod gelang es dem Zeichner jedoch noch rechtzeitig, diesem Reich wieder zu entkommen.
Der oberösterreichische Maler und Illustrator Alfred Kubin schrieb seinen einzigen Roman, als er sich selbst in einer Krise befand und fand danach tatsächlich wieder zu seiner ursprünglichen Schaffenskraft zurück.
Nach den einführenden Worten über Alfred Kubin und seinen Roman erläuterten Hermann Schneider (Intendant und Librettist), John Dew (Inszenierung) und Dirk Hofacker (Bühne und Kostüme) – umrahmt von einigen von uns allen bestaunten, exzellent geschneiderten Kostümen – die Linzer Inszenierung. Das Werk besteht aus 18 Szenen, verbunden durch Prolog und Epilog. In musikalischer Hinsicht dominiert von Beginn an eine armenische Weise als eine Art Leitmotiv, aus der auch alle Gesangspartien mit Ausnahme von Patera abgeleitet werden können. Der physisch meist nicht oder nur schwer anzutreffende, aber doch immer präsente Claus Patera wird von Countertenor Denis Lakey dargestellt und durch ein den Wechsel von Dasein und Nichtdasein andeutendes Auge symbolisiert. Die Bühne wird beherrscht von einem nicht dekorierten Grundraum, in den sich u.a. ein Krankenbett sowie Käfige (symbolisierend eine Irrenanstalt – Entdeckung der Tiefenpsychologie, Reise in eine Traumwelt) und die Darsteller mit den interessanten Kostümen wie einer Weltkarte oder einen den Gott der Reise präsentierenden Elefanten fügen.
Musikalisch umrahmt wurde das SF in bewährter Weise von Martin Achrainer, Gotho Griesmeier, Michael Wagner und Denis Lakey, am Klavier begleitet von Marc Reibel. Wir hörten und sahen in beeindruckender Weise Szene 4 „Beim Friseur“, Szene 7 „Die Krankheit“ und Szene 11 „Der Tod der Frau“ und sind damit umso mehr gespannt auf das mystische Geschehen, das uns bei den Aufführungen erwartet.
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein
SonntagsFoyer
107. SonntagsFoyer – Something Rotten! – Hamlet oder Omelett, das ist die Frage
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