Einen Faust etwas anderer Art erlebten die Besucher des 45. SF am 21.1.2018, das eine Einführung in die am 3.2.2018 stattfindende Linzer Erstaufführung der Oper „La Damnation de Faust“ bot. Magdalena Hoisbauer (Dramaturgie), Markus Poschner (musikalische Leitung) und David Marton (Inszenierung) schilderten das bewegte Leben und Wirken des französischen Komponisten Hector Berlioz (1803-1869), der schon bald seine Leidenschaft fürs Lesen entdeckte und auch weite Teile des Faust-Librettos selbst gestaltete.
Wenngleich Goethes Tragödie als Grundlage diente, unterscheidet sich die Oper doch in einigen wesentlichen Punkten davon. Bei Berlioz spielt die erste Szene, in der der „berühmte“ Rakoczi-Marsch zu hören ist, in einer ungarischen Landschaft. Wir erlebten Chris Lysack als Faust mit dessen „Invocation à la nature“, einer romantischen Verklärung der Natur, erinnernd an Goethes „Zwei Seelen wohnen ach in meiner Brust“. Wesentlich schlechter ergeht es dem Titelhelden am Schluss der Oper, wo er anders als bei Goethe, der einen zweiten Teil des Dramas folgen lässt, zur Hölle fährt, daher auch der Titel des Werkes „La Damnation de Faust“.
Im Gegensatz zu Goethe beschränkt sich Berlioz auf vier Figuren, nämlich Faust, Mephisto, Marguerite und den Zecher Brander (Auerbachs Weinkeller). Dafür kommt dem Chor, welcher bei Goethe als bloßes Beiwerk dient, eine wesentlich größere Aufgabe zu und wird zu einem gleichwertigen Protagonisten der Aufführung. In musikalischer Hinsicht vereint die Komposition Stilmittel der Oper mit jenen der Sinfonie und des Oratoriums. Ursprünglich nur konzertant aufgeführt, fand die erste szenische Darstellung erst 1893, somit 24 Jahre nach dem Tod des Komponisten, statt. Jessica Eccleston beeindruckte mit Marguerites Serenade „D’amour l’ardente flamme“ und zeigte die Entwicklung der weiblichen Hauptfigur vom Mädchen zur erwachsenen Frau. Für die Klavierbegleitung bedanken wir uns bei Tommaso Lepore. Für den erkrankten Michael Wagner (Mephistopheles) wurden wir von Chris Lysack mit dem Klavierstück „The Serpent´s Kiss“ aus „The Garden of Eden Suite“ des McTeague-Komponisten William Bolcom mehr als entschädigt.
Irene Jodl
Fotograf: Fleckenstein
SonntagsFoyer
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