Mit einem Zitat von Peter Konwitschny über Theater und seine Ursprünge, entnommen einem Buch von Barbara Beyer, eröffnete Intendant Hermann Schneider eine hochinteressante Gesprächsrunde, zu der der Richard Wagner Verband Linz und die „Freunde des Linzer Musiktheaters“ am 1.3.2019 in das Pressezentrum des U-Hofs eingeladen hatten. Nur einen Tag vor der Linzer Premiere seiner Inszenierung der Othmar Schoeck Oper „Penthesilea“ am Linzer Musiktheater stellte sich der Opernregisseur des Jahres 2018 entspannt und humorvoll den Fragen des Leitenden Musikdramaturgen Christoph Blitt.
Peter Konwitschny, Sohn des bekannten Dirigenten Franz Konwitschny, schlief im Alter von 2 Jahren erstmals bei einer Oper ein, die natürlich sein Vater dirigierte. Seine Kindheit war geprägt von Musik, der Weg zum Regisseur allerdings kein geradliniger, davor lagen Versuche, Dirigent, Physiker oder Rennfahrer zu werden. Eine seiner Lehrmeisterinnen war Ruth Berghaus, die ihm das Handwerk Regie, den Blick über das Oberflächliche hinaus und die Achtung vor dem Beruf vermittelte.
Vor einer Inszenierung liegen für Peter Konwitschny ca. 3 Jahre Vorbereitungszeit, wobei von Anfang an die gemeinsame und gleichberechtigte Arbeit von Regisseur, Bühnenbildner und Dramaturg wichtig ist. Natürlich fehlte nicht die Frage nach seiner Auffassung von Werktreue. Mit seiner Argumentation „Treu den Buchstaben nach ist nicht treu dem Sinn nach“ und etlichen Beispielen aus seiner Regiearbeit, brachte er seine Meinung unmissverständlich auf den Punkt. Die bewusst provokante Frage von Christoph Blitt „Darf man das?“, nämlich Eingriffe in ein Werk machen, beantwortete Peter Konwitschny mit einem klaren „Das darf man nicht nur, das muss man“. Es geht nicht darum, was geschrieben wurde, sondern, wie es gemeint war und das herauszufinden und darzustellen, darin sieht er seine Aufgabe. Nur zu provozieren, wie es ihm Kritiker unterstellen, ist nicht seine Absicht, sondern er will Anstöße geben, dabei aber nicht vor den Kopf stoßen. Wenngleich er ehrlich eingesteht, bei seiner Vorbereitung nicht allzu viel an das Publikum zu denken, ist er doch bei Premieren anwesend, weil ihn die Reaktionen interessieren und auch einfach, weil ihm seine eigenen Inszenierungen gefallen.
Für den humorvollen Menschen Peter Konwitschny ist auch in seiner Arbeit Humor unerlässlich, denn „Nur mit Humor ist zu ertragen, was an Katastrophen passiert“ und „Wird jeder Humor gestrichen, entsteht oft falsches Pathos“.
Die letzte Frage galt seiner Vorstellung von einem idealen Dirigenten und die beantwortete Peter Konwitschny spontan mit „Leslie“, was dem im Saal auch anwesenden Leslie Suganandarajah (musikalischer Leiter bei Penthesilea) einen kräftigen Applaus bescherte. Ein kurzes Video aus Eugen Onegin als Beweis der Berechtigung von Eingriffen rundete den bemerkenswerten Abend ab. Nach einem herzlichen Dank von Intendant Hermann Schneider stand Peter Konwitschny noch für persönliche Gespräche und die Signierung der bei der Veranstaltung zum Kauf aufliegenden Bücher über sein Leben und seine Arbeit aus dem Verlag „Bibliothek der Provinz“ bereit.
Ulrike Skopec-Basta
Fotograf: Fleckenstein
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