Nachdem am 15.9.2018 zahlreiche Zuschauer im Musiktheater und im Rahmen des public viewing im Volksgarten die vielumjubelte Premiere von Tristan und Isolde, eine Rekonstruktion der Aufführung der Bayreuther Festspiele 1993, miterleben durften, trafen sich die „Freunde des Linzer Musiktheaters“ am 18.9. im Schauspielhaus, wo der damalige Regieassistent Heiner Müllers und nunmehrige Schauspieldirektor Stephan Suschke dankenswerterweise bereit war, uns eine Collage über die damalige Arbeit in Bayreuth zu zeigen und über seine Zusammenarbeit mit Heiner Müller und die Rekonstruktion für Lyon und Linz zu erzählen.
Für Heiner Müller war die Arbeit in Bayreuth zweifellos eine große Herausforderung, war es doch seine erste und blieb infolge seines frühen Ablebens auch seine einzige Operninszenierung. Heiner Müller (Inszenierung), Erich Wonder (Bühne) und Yōhji Yamamoto (Kostüme) schufen damals ein Gesamtkunstwerk, das bis heute durch seine anscheinende Einfachheit besticht und an Aktualität nicht verloren hat. Müllers Inszenierung besteht aus Bildern mit sich bewegenden „singenden Statuen“, wie Müller die Sänger einmal genannt hat. Gerade die dadurch erforderliche genaue Figurenführung sowie die gewaltigen Bühnenräume Wonders, die erst durch Licht und Schatten ihre magische Wirkung entfalten, stellen an die Sänger enorme Anforderungen, die die Probenarbeiten in Bayreuth nicht immer ganz problemfrei verlaufen ließen. Dabei spielte wahrscheinlich auch die generell unterschiedliche Arbeitsweise von Schauspielern (Heiner Müller) und Sängern, deren Partien durch die Musik bestimmt sind, eine Rolle. Für Lyon und Linz ging es nun darum, die damalige Produktion so gut wie möglich zu rekonstruieren, eine Arbeit, die Stephan Suschke und seinem Team trotz der bei uns anderen Arbeitsbedingungen als in Bayreuth bestens gelungen ist.
Irene Jodl
Fotograf: Ulrike Skopec-Basta
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