Nach einer herzlichen Begrüßung des Publikums im vollbesetzten Ursulinensaal durch den Präsidenten RegRat Peter Rieder und eines kurzen Rückblicks auf die zahlreichen Ereignisse im bisherigen Vereinsjahr stand am 31.Jänner 2020 der Vereinskünstler Bernhard Pötsch, welcher zuletzt vor neun Jahren für den Verein Freunde des Linzer Musiktheaters zusammen mit dem Flötisten und nunmehrigen Künstlerischen Direktor des Brucknerorchesters Norbert Trawöger musizierte, im Blickpunkt des Konzertabends.
Bernhard Pötsch, längst international gefragter Pianist und Lehrender an der Musikuniversität Wien, bot just an Schuberts Geburtstag die „Impromptus“. Dabei handelt es sich um lyrische Klavierstücke (zwei Sammlungen mit je vier Stücken), welche aus den letzten Lebensjahren des Komponisten stammen.
Zwischen den einzelnen Schubertwerken fügte der Pianist kurze Miniaturen des ungarisch-französischen Komponisten György Kurtág ein. Der Titel dieser Werke „Játékok“ bedeutet übersetzt „Spiele“ und nimmt Bezug auf die Herangehensweise mit dem Spiel am Klavier. Kurtág verwendete sogar eine eigene Notation. Gleich einem Tagebuch schrieb sich der Komponist vieles von der Seele, wie Bernhard Pötsch uns in seiner Einführung erzählte. Und was haben György Kurtág und Franz Schubert gemeinsam? – Beide sind auf ihre Weise Grenzgänger.
Durch den bewussten Wechsel romantischer Schubertklänge mit zeitgenössischer Klaviermusik beabsichtigte Bernhard Pötsch, die Ohren der Konzertbesucher zum aktiven „Zuhören“ einzuladen! Um es gleich vorweg zu nehmen: Es ist ihm auf hervorragende Weise gelungen!
Im ersten Teil des Konzertabends standen Impromptus 1 – 4 und dazwischen eingefügt die Miniaturen „Klagegesang“, „Spiel mit Unterbrechungen“, „Liebe im Herzen, bittere Schmerzen“, „Hommage à Kurtág Márta“ auf dem Programm. Im sanften Wechselspiel der Tonarten und mit einer meisterlichen Interpretation im Stile des Komponisten entführte uns der Künstler in Schuberts musikalische Stimmungswelten: sanft fließend, eindringlich klagend, lieblich, herausfordernd. All das mit vielen Facetten vermittelte Pötsch mit spielerischer Leichtigkeit und brillanter Virtuosität – und dazwischen auffallend, kurz und prägnant György Kurtágs Miniaturen.
Nach der Pause folgte die zweite Sammlung (5 – 8) des Zyklus „Impromptus“, wiederum abwechselnd mit Kurtágs Miniaturen: „Spiel mit dem Unendlichen“, „Fünffingerübung chromatisch“, „Leises Gespräch mit dem Teufel“ und „Hommage à Schubert“. Mit dem letzten Stück treffen wohl die musikalischen Wege der beiden „Grenzgänger“ kurz zusammen!
Mit hoher Konzentration und spürbarer Ruhe zog Pötsch mit seinem Spiel uns Zuhörer wieder in seinen Bann. Die Versunkenheit des Publikums in die Musik machte sich in auffallender Stille im Saal bemerkbar – Hörgenuss vom Feinsten! Die Klangfülle, die melodiösen Themen, eingebettet in sanft fließender Begleitung, sowie die „Zwiegespräche“ hoher und tiefer Lagen ließen den Konzertflügel in seinem Klang „erstrahlen“. Das Impromptu in As-Dur, ein sehr bekanntes Klavierstück, ließ bei einigen Zuhörern sicher Erinnerungen an so manche Klavierstunde wach werden. Last but not least sei angemerkt, dass Bernhard Pötsch den gesamten Konzertabend lang auswendig musiziert hat.
Für die herausragende Leistung des Pianisten und den bereiteten Hörgenuss bedankten sich die begeisterten Konzertbesucher mit einem langen und herzlichen Applaus.
Hermine Zaunmair
Fotograf: Fleckenstein
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