Der "kleine" Spatenstich

Von unserem Baureferenten DI Hildebrand Harand

Der 13. März 2008 war für die Freunde des Linzer Musiktheaters - die Vereinsmitglieder im engeren Sinn und die große Zahl der Befürworter im ganzen Land - ein großer Tag: Landeshauptmann Pührin-ger, Bürgermeister Dobusch und Kulturreferent Watzl schaufelten mit 14 weiteren Persönlichkeiten beim "kleinen" Spatenstich die ersten Erdbrocken aus dem Baugelände.

Damit beginnen ab sofort die Bauarbeiten der Verkehrslösung, die bis zum November 2008 abgeschlossen sein soll. Errichtet wird eine für Linz wesentliche Verkehrsader, die Verbindung von der Bahnhofstraße zur Humboldtstraße. Die Trassenführung beginnt beim LDZ, umbiegt bei der Durchfahrt Wienerstraße die ÖBB-Direktion und führt weiter unmittelbar entlang der Westbahn über das ehemalige UKH-Gelände.

DIE VERKEHRSLÖSUNG IM DETAIL

Die Verkehrslösung wird aus der bestehenden Blumauerstraße eine deutlich verkehrsberuhigte Zeile machen, die zwischen den bestehenden Häusern und der Nordseite des Opernneubaus verläuft. In dieser Straße soll mit einer kleinen Baum-Allee und Schanigärten eine attraktive Wohn- und Geschäftssituation entstehen, in der auch der Künstlereingang zum Opernhaus situiert sein wird.

Südseitig zum Musiktheater entsteht quasi eine neue Straße. Die markanteste Veränderung wird sein, dass an die Stelle des Kreisverkehrs auf der Blumau nunmehr eine ampelgeregelte Kreuzung treten wird, in welche die Wiener Straße einmündet. Nordseitig wird man an dieser Kreuzung in die Tiefgarage des Musiktheaters einfahren.

Die so verlängerte Bahnhofstraße setzt die Ringstraße fort, wie sie derzeit vor dem Wissensturm beginnt. Sie ist bis zu 40 Meter breit, und umfasst

Insgesamt, so die Verkehrsprognose, werden auf dieser Straße täglich bis zu 15.000 Fahrzeuge unterwegs sein.

DATEN UND FAKTEN ZUM STRAßENBAU

Im Zuge der mit ca. 4,7 Millionen Euro veranschlagten Straßenbauarbeiten wird nicht nur die Straßenführung an der Oberfläche im Ausmaß von ca. 11.000 m² erneuert, auch unterirdisch werden Leitungen für Wasser, Strom, Gas, Fernwärme, Post, Beleuchtung, Verkehrssignalanlagen und Kabelfernsehen sowie Abwasserkanäle neu verlegt.

Dabei werden ca. 12,5 km an Kabeln, Rohren und Leitungen in die Erde versenkt. Am aufwändigsten ist dabei die Neuverlegung der 110-kV-Leitung, die in west-östlicher Richtung verläuft, wobei das gesamte Kabelpaket in diesem Bereich einen Querschnitt von ca. 2 m in der Bereite und ca. 1,20 m in der Höhe aufweist. Diese Kabel sind armstark, die Lieferzeit dafür beträgt allein 9 Monate.

Für die Verlegung der Blumauerstraße werden im Bereich der ÖBB-Direktion und der Bahnunterführung Wiener Straße insgesamt fünf Stützmauern errichtet.

Die Errichtung erfolgt gemäß dem Verursacherprinzip durch die Musiktheater Linz GmbH. Die Stadt Linz wird sich mit jenem Betrag an den Kosten für die Verkehrslösung beteiligen, die der auf die Oberfläche reduzierte Ausbau der Bahnhofstraße ab dem LDZ und die Neugestaltung einer Kreuzung mit der Wiener Straße gekostet hätte - rund 1,2 Mio. Euro.

Baurechtlich ist das gesamte Straßenprojekt unter Dach und Fach.

ZUM BAU DES MUSIKTHEATERS

Im Rahmen des eigentlichen Musiktheater-Projektes konnte in der Woche vor der Spatenstichfeier die Entwurfsplanung des Opernhauses vorerst abgeschlossen werden. So fanden die Planungen von Terry Pawson Architects aus London für die künstlerischen und technischen Bereiche des Hauses, die Werkstätten und die Verwaltungsbereiche positiven Widerhall seitens des späteren Nutzers. Vor allem aber die für die Besucher wichtigen öffentlichen Flächen, Zugänge und Foyers haben sich zur Zufriedenheit der Projektgesellschaft entwickelt, ebenso der Zuschauerraum mit nunmehr 975 Sitz- und zusätzlichen Stehplätzen. In der Planungsklausur konnten letzte Details zur Optimierung der Sichtlinien geklärt werden.

Mittlerweile hat die Musiktheater Projektgesellschaft offiziell die Phase der Einreichplanung beim Generalplaner, Terry Pawson Architects, abberufen. In dieser sind vor allem Fragen zur Fassade noch zu klären.

DIE "KLEINE" SPATENSTICHFEIER

Den oben übermittelten offiziellen Informationstexten der Landeskorrespondenz möchte ich noch einige persönliche Eindrücke anfügen. Für mich begann das Erfolgserlebnis beim Betreten des Bauplatzes. Beiderseits der Eingänge erwarteten uns Tafeln, die die Bevölkerung auf den Bauplatz für das Musiktheater hinwiesen. Sie sind wesentlich weniger auffällig als unsere seinerzeitige Ankündigung an der Donaulände, aber sie haben dieser gegenüber einen gewaltigen Vorteil: sie sind nicht durch unseren Verein, sondern durch das Landestheater, somit durch Land und Stadt selbst dort aufgestellt.

Der unbedingte Wille unserer maßgeblichen Politiker, das Theater nun auf diesem Bauplatz zu errichten, war in allen ihren Reden spürbar. Unübersehbar war der Schulterschluss von Land und Stadt. Landeshauptmann Dr. Pühringer dankte der Stadt Linz für ihre dreifache Unterstützung: die finanzielle, die als Baubehörde und die als Eigentümer der Verkehrsader. Man könne deutlich sehen: die Kultur sei der Kitt der Gesellschaft. Bürgermeister Dr. Dobusch bezeichnete die Verkehrslösung als hervorragend und wies Unkenrufe über Stauprobleme, die ihr Bau verursachen könnte, entschieden zurück. Ganz ohne Einschränkungen werde es zwar nicht abgehen, aber man hätte den "Bindermichl" ordentlich bewältigt und so werde der nunmehrige viel einfachere Bauplatz kaum den Verkehr ernstlich behindern.

Einmütig wurde von der hohen Politik das Wirken der Errichtungsgesellschaft des Musiktheaters gewürdigt, sie erhielt Lob und Dank von allen Seiten. Ganz offensichtlich hat die große Gemeinschaft derer, die sich dieses neue Musiktheater wünschen, nach soviel Rückschlägen, Misserfolgen, Gegenwind aus selbstsüchtiger Politik und Unverstand diesmal großes Glück bei der Bestellung der Gesellschaftsführung: KR DI Otto Mierl, Dr. Thomas Königstorfer und Ing. Martin Schmidt arbeiten sehr erfolgreich und werden durch Intendant Rainer Mennicken und seine Mitarbeiter bestens unterstützt.


Der "kleine" Spatengeschicht ist vorbei, jetzt arbeiten bereits die großen Bagger und Baumaschinen an der neuen Straße, die den Verkehr über die Blumau aufneh-men wird und den Platz frei macht für das Musiktheater. Bis zum kommenden Winter 2008/09 soll die Straße fertig sein, dann kann der "große" Spatenstich für das Opernhaus erfolgen und gehörig gefeiert werden.

PRESSEKONFERENZ IM HOTEL "OPERA"

KR DI Mierl teilte mit, dass seine Gesellschaft neue Büroräume angemietet habe, direkt in einem Gebäude der Blumauerstraße, "1. Reihe Galerie Mitte" mit Blick auf die Baustelle. Man spürt in den Gesprächen mit ihm und seinen Kollegen die Freude am Schaffen dieses großen Werkes und vor allem das Bemühen, immer wieder das bisher Geplante zu optimieren. War etwa vor einiger Zeit noch von einem Minimum an hauseigenen Parkplätzen aus Kostengründen die Rede, so scheint gerade die Wirtschaftlichkeit nun mehr als 400 Parkplätze in 4 Tiefgaragen-Etagen zu ermöglichen.

Nach dieser Überlegung sollen die "Schlitzwände" (vor Aushub in den Boden geschlitzte Stahlbetonelemente) bis in den weiter unten anstehenden Schlier einbinden. Schlier ist ein sehr tragfähiges, weitgehend wasserdichtes Material aus uralten Meeresablagerungen, die durch spätere Eis- und Schottermassen fest zusammengedrückt wurden. Auf ihm liegt der Grundwasser führende Linzer Kies-Sand. Durch das Einbinden der Umfassungswände in den wasserdichten Baugrund erhält man eine trockene, somit wirtschaftliche Baugrube und ein zusätzliches Parkgeschoss. Allerdings gibt es - der Weg zum Erfolg ist einmal steinig - einige Haken an dieser Lösung. Zum einen muss untersucht werden, welche Auswirkung die Einbindung der Fundamente in den Schlier auf die Schallübertragung von Außengeräuschen hat. Zum anderen erfordert eine größere Zahl von Parkplätzen eventuell eine Umweltschutzprüfung, die zwar nicht verhindernd, aber doch verzögernd sein könnte. An sich will die Politik ja im Winter 2008/09 mit dem Opernbau beginnen, dann mit dem "großen" Spatenstich.

AUFWERTUNG DES STANDORTES

Es ist erstaunlich, wie das neue Opernhaus schon jetzt die Umgebung beeinflusst. Bürgermeister Dobusch hat es angesprochen, dass bereits ein Hotel "Opera" (ehemals "Nibelungenhof"), ein Cafe "opera", ja sogar ein "handy´s opera"-Geschäft auf das künftig zentrale Bauwerk dieser Gegend verweisen. Theaterangestellte und Künstler beginnen sich bereits in umliegenden Wohnungen einzumieten. Gerade sie, die Jahrzehnte lang oft großartige Leistungen in einer unzureichenden Anlage erbracht haben, scheinen ihren neuen Arbeitsplatz schon nicht mehr erwarten zu können. Und Intendant Mennicken plant mit seiner Mannschaft bereits die Aufgaben, die im neuen Haus umgesetzt werden. "Auf zum Feste".


Nach weniger als zwei Wochen nach dem "kleinen" Spatenstich sind hier der Verlauf und die Konturen der neuen Straße erkennbar. Sie wird vom Wissensturm ausgehen und zur Humboldtstraße und weiter bis in den Linzer Hafen führen. Die Trasse der Eisenbahn führt parallel dazu, und wir sehen als Musiktheater-Verein unsere nächste Aufgabe auch darin, dass der Schall entsprechend gedämmt, d. h. für die Thea-terbesucher unhörbar wird.